ÜBER DIE STATION
Borkum
Das Einsatzgebiet der Station Borkum, der westlichsten Ostfriesischen Insel, ist gekennzeichnet durch die Grenzlage zu den Niederlanden. Prägend ist außerdem, dass sich in diesem Revier die offene See und zahlreiche Sandbänke im Mündungsgebiet der Ems vereinen. Sowohl Einsätze für Großschifffahrt und Fischerei wie auch für den Wassersport bilden das Spektrum der Hilfeleistungen. Hinzugekommen sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Schiffsbewegungen durch den Bau von Offshore-Windkraftanlagen nördlich von Borkum.
Die Strandung der Brigg „Alliance“ vor Borkum am 10. September 1860 war einer der entscheidenden Anstöße zur Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Neun Seeleute fanden damals den Tod. Noch vor der DGzRS wurde 1861 der Verein zur Rettung Schiffbrüchiger an der ostfriesischen Küste gegründet, der später in der DGzRS aufging. Borkum war eine seiner ersten Stationen.
Bei vielen Einsätzen arbeiten die Borkumer Seenotretter eng mit ihren niederländischen Kollegen der Koninklijke Nederlandse Redding Maatschappij (KNRM) zusammen. Der am nächsten gelegene Festlandshafen ist das niederländische Eemshaven, so dass mancher Kranke oder Verletzte, der weder per Fähre noch Hubschrauber von der Insel gebracht werden kann, und auf den Seenotrettungskreuzer angewiesen ist, dorthin gebracht wird.
Unser Seenotrettungskreuzer
Die HAMBURG
Auf Borkum ist der Seenotrettungskreuzer HAMBURG stationiert. Mit der Namengebung würdigt die DGzRS die langjährige Verbundenheit der Hamburger mit den Seenotrettern. Nach gut einjähriger Bauzeit hat SK 40 Ende April 2020 die ALFRIED KRUPP nach 32 bewegten Einsatzjahren abgelöst. Zur Besatzung gehören mit dem ersten Vormann Michael Haack neun Festangestellte sowie 15 Freiwillige, die im Bedarfsfall die Stammbesatzung ergänzen. Der Liegeplatz der HAMBURG befindet sich an der Brücke II im Schutzhafen.
1862
Station errichtet und mit dem Ruderrettungsboot OSTFRIESLAND im Westland (Südwestdüne) sowie einem hölzernen Rettungsschuppen ausgestattet.
1863
Im Ostland wird eine zweite Station eingerichtet. Dort wird das Ruderrettungsboot UPSTALSBOOM stationiert, ebenfalls in einem hölzernen Rettungsschuppen. Im Laufe der kommenden Jahre werden mehrfach neue Ruderrettungsboote auf die beiden Borkumer Stationen kommen.
1906
Eine Sturmflut bringt den Rettungsschuppen am Nordstrand der Insel zum Einsturz. Ein Neubau wird im September fertig. Ein neues 8,5-Meter-Boot samt Transportwagen kommt zur Station.
1926
Ein Doppelschrauben-Motorrettungsboot, die HINDENBURG (I), wird im Alten Hafen stationiert. Sie wurde auf der Lindenau-Werft in Memel gebaut.
1932
Die HINDENBURG (I) wird im Oktober außer Dienst gestellt, das Motorrettungsboot AUGUST NEBELTHAU bleibt bis 1936 auf Borkum und wird dann nach Friedrichskoog verlegt.
1937
Das neue Motorrettungsboot HINDENBURG (II) kommt zur Station. Es ist 16 Meter lang, 4,50 Meter breit, zehn Knoten schnell und hat erstmals einen Ruderstand in geschlossenem Ruderhaus. Das Boot ist versehen mit drahtloser Telegrafie, drahtloser Telefonie, Warmwasserheizung, Kücheneinrichtung, sechs Schlafplätzen für die Mannschaft und kann 60 bis 70 Gerettete aufnehmen.
1940
Die HINDENBURG (II) kehrt am 28. November von einer Einsatzfahrt nicht mehr zurück. Es finden den Tod Vormann Hans Lüken, der stellvertretende Vormann Abelius Meyenburg, der 1. Motormann Friedrich Ohlsen, der 2. Motormann Karl Eltze, Bootsmann Anton Nolting und Bootsmann Willi Glockmann.
1941
Im März kommt das Motorrettungsboot KONSUL KLEYENSTÜBER nach Borkum.
1945
Im Mai kommt das neue Motorrettungsboot BORKUM zur Station, die KONSUL KLEYENSTÜBER wird nach Amrum verlegt.
1951
28. November: Vormann Wilhelm Eilers, Motormann Folkert Meeuw und Rettungsmann Christoffer Müller retten im Orkan unter schwierigsten Bedingungen 13 Mann vom gestrandeten englischen Dampfer „Teeswood“. Zwei Engländer kommen ums Leben. Für die Rettungstat erhält die Besatzung mehrfache Auszeichnungen.
1957
Am 7. März wird der erste in Serie gebaute moderne Seenotrettungskreuzer THEODOR HEUSS mit Tochterboot TEDJE auf Borkum stationiert. Gebaut wurde er bei der Werft Fr. Schweers in Bardenfleth an der Weser. Die BORKUM wird nach Wangerooge verlegt und von Februar 1959 bis Juni 1963 in Wilhelmshaven stationiert. 1963 wird sie als Schlepper verkauft.
1963
Im Juni wird die THEODOR HEUSS nach Laboe verlegt. Der neue Seenotrettungskreuzer GEORG BREUSING mit Tochterboot ENGELKE UP DE MUER, gebaut bei Abeking & Rasmussen, kommt zur Station.
1988
Der Seenotrettungskreuzer ALFRIED KRUPP wird am 14. Juni getauft und auf Borkum stationiert. Die GEORG BREUSING wird außer Dienst gestellt. Sie ist als Museumsschiff im Emder Ratsdelft zu besichtigen.
1995
Am 1. Januar verunglückt die ALFRIED KRUPP bei einem Einsatz zur Rettung eines holländischen Kollegen schwer. Vormann Bernhard Gruben und Maschinist Theo Fischer kommen ums Leben. Die ALFRIED KRUPP wird bei Abeking & Rasmussen repariert und umgebaut und geht im Juni wieder zurück auf die Station.
2001
Errichtung eines neuen Stationsgebäudes am Hafen.
2020
Der Seenotrettungskreuzer HAMBURG wird Ende April auf Borkum stationiert. Die ALFRIED KRUPP geht nach 32 Einsatzjahren außer Dienst.