Freiwasserschwimmen kann unbeschwertes Vergnügen mit der Familie am Strand sein. Oder es bedeutet Langstrecken- oder Marathonschwimmen. Vorsichtig im Wasser sollten alle Schwimmer und Schwimmerinnen gleichermaßen sein. Baden und Schwimmen an den deutschen Meeresküsten ist ein Evergreen des Tourismus in Deutschland. Das ist kein Wunder, denn das Wasser ist an vielen Stellen gut zugänglich und es gibt viele schöne speziell ausgewiesene Badestellen.

Foto: Steven Keller
Foto: Steven Keller
Foto: Steven Keller

Bei Kindern, die noch nicht schwimmen können, ist besondere Vorsicht geboten

Aufblasbare Plastiktiere, Reifen oder Bälle sind kein Schutz vor dem Ertrinken. Hier helfen nur Schwimmärmel mit Doppelkammer und Rückschlagventil, die TÜV-geprüft sind. Außerdem sollten Kinder im Meer nie alleine baden. Die Gefahr, dass Kinder und Erwachsene vom Wind oder von der Strömung erfasst und abgetrieben werden, ist groß! Gleiches gilt für das Spielen mit Luftmatratzen – auch für Erwachsene. Und: Ein Seepferdchenabzeichen befähigt Kinder nicht zum Freiwasserschwimmen, sondern ist ein schwimmvorbereitendes Abzeichen. Die sogenannten Kinderschwimmsitze sind am Meer besonders gefährlich: Wellen können den Sitz kippen, ohne dass das Kind sich selbst wieder aufrichten kann. Kinder sollten sich – wie Erwachsene auch – vor dem Baden abkühlen und vor Unterkühlung durch zu langes Baden schützen.

Grundregel: Nur an offiziellen Badestellen ins Wasser!

Das „wilde“ Baden, womöglich an Schifffahrtswegen und bei Bootsverkehr, ist lebensgefährlich. Gleiches gilt für Buhnen, Schleusen oder Brückenpfeiler. Bei Gewitter ist das Wasser sofort zu verlassen. Das Springen ins Wasser darf nur dort geschehen, wo das Wasser frei und tief genug ist!

Foto: Eilbertus Stürenburg

Beachten Sie die Beflaggung an der Badestelle

Bei gehisster roter Flagge herrscht absolutes Badeverbot! Dass beim Freiwasserschwimmen in jedem Fall auf Alkohol zu verzichten ist, versteht sich von selbst. Weitere wichtige Hinweise finden sich in der Checkliste.

Schwimm-Notfälle an den deutschen Küsten ereignen sich immer wieder durch Selbstüberschätzung des eigenen Könnens und mangelnde Ortskenntnis.

„Das war wirklich knapp“: Seenotretter Paul Cugier über eine kritische Rettungsaktion – ein Erfahrungsbericht

Wer eine Seenotretterin oder einen Seenotretter besucht, trifft zumeist ein „Küstenkind“ – oft zu erkennen am norddeutschen Dialekt. Bei Paul Cugier ist das etwas anders, er ist in Düsseldorf aufgewachsen. Trotzdem ist er Seenotretter mit Leib und Seele und das schon seit Mitte der 1990er-Jahre. Zum Wasser ist er über die Marine gekommen und damit auch zu den Pionieren nach Schleswig. Viele Jahre lang war Cugier Vormann der Schleswiger Seenotretter. Schleswig ist eine relativ junge Station der DGzRS, sie wurde erst 1994 gegründet. 

Viel Kontakt zu Freiwasserschwimmern: 18 freiwillige Seenotretter sichern mit dem Seenotrettungsboot HERWIL GÖTSCH die Schlei von der Stadt Schleswig bis zur offenen See ab

Dabei handele es sich um ein für die Schifffahrt und den Wassersport durchaus anspruchsvolles Revier, sagt Paul Cugier: „Die Lage und Tiefe der Fahrwasser verändern sich auf der Schlei ständig. Dazu ist es auch ein viel befahrenes Seegebiet, das vor allem von Ausflugs- und Fährverkehr sowie Wassersport geprägt ist.“ Auch deshalb kommt es immer wieder zu Notfällen. Cugier erinnert sich dabei an eine 52 Jahre alte Frau, die er und seine Crew vor einigen Jahren gerettet haben. „Sie war am Morgen gegen halb acht in der Bucht Gunnebyer Noor – also etwa auf halber Strecke zwischen Schleswig und der Schleimündung bei Maasholm – schwimmen gegangen. Sie wollte die Bucht und den breiten Unterlauf der Schlei selbst in südlicher Richtung queren.“

Schwimmer unterschätzen immer wieder das Freiwasser

Die Schwimmerin kam nie an. Die am nördlichen Schleiufer zurückgebliebene Freundin rief die Polizei an und meldete die 52-Jährige als vermisst. „Die Seenotrettungsboote WALTER MERZ/Station Schleswig und FRANZ STAPELFELDT/Station Maasholm sowie das Tochterboot ONKEL WILLI des damals ebenfalls in Maasholm stationierten Seenotrettungskreuzers NIS RANDERS der DGzRS nahmen sofort Kurs auf das Suchgebiet“, berichtet Paul Cugier. „Unter der Leitung der SEENOTLEITUNG BREMEN durchkämmten wir systematisch die Gunnebyer Noor und die angrenzende, an dieser Stelle etwa eine halbe Seemeile breite Schlei.“

Das Seenotrettungsboot BARSCH fährt in schneller Fahrt auf der Ostsee vor einem Strand eine Kurve.
Das Seenotrettungsboot BARSCH, stationiert in Wustrow, fährt immer wieder auch Einsätze für Schwimmende. Foto: Alexander Krüger

Mit Erfolg: Seenotretter Paul Cugier sichtete von Bord der WALTER MERZ aus die mittlerweile fast bewegungslose Frau im Wasser

„Wir haben sie kurz vor dem südlichen Ufer völlig apathisch gefunden. Das war wirklich knapp“, berichtet der Seenotretter. Mit beherzten Handgriffen zog die Besatzung die stark unterkühlte Schwimmerin an Bord. Dankbar ließ sie sich in wärmende Decken hüllen. Die Wassertemperatur der Schlei betrug zu der Zeit etwa 17 Grad Celsius. „Solche Notfälle entstehen, wenn man sich nicht mit den Strömungsverhältnissen der Gewässer auskennt und die Gefahren, die darin liegen, nicht einschätzen kann“, sagt Paul Cugier.

Paul Cugier

Paul Cugier ist seit Mitte der 1990er-Jahre bei den Seenotrettern. Er war viele Jahre lang Vormann auf dem Seenotrettungsboot WALTER MERZ der Station Schleswig. Inzwischen ist auf der Station das Seenotrettungsboot HERWIL GÖTSCH stationiert.

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Foto: Thomas Steuer

Aus den Erfahrungen anderer lernen: Schwimmunfälle

Beim Freiwasserschwimmen und Baden im Meer kommt es leider immer wieder zu Unglücksfällen, die hätten vermieden werden können. Dabei sind es oft Unkenntnis über Strömungsverhältnisse oder die Überschätzung der eigenen Möglichkeiten, die Notfälle verursachen. Nachzulesen in den Nachrichten:

Beispiel-Seenotrettungseinsatz in der „Wildnis“

Seenotretter finden vermissten Schwimmer nachts auf unbewohnter Insel: Einen vermissten Schwimmer haben die freiwilligen Seenotretter der Station Stralsund in stockdunkler Nacht auf einer unbewohnten Insel im Kubitzer Bodden an der Südwestseite Rügens aufgefunden. Freunde hatten den Süddeutschen kurz vor halb zehn Uhr abends vermisst gemeldet. Die Männer waren gemeinsam am Kubitzer Bodden unterwegs gewesen, als der später Vermisste offenbar in Unkenntnis der Gegebenheiten vor Ort den Entschluss gefasst hatte, den Bodden zu durchschwimmen.

Die Randbereiche der Bucht sind zum Teil Flachwassergebiet. Mit vier Mann Besatzung lief das Seenotrettungsboot der Station Stralsund, HERTHA JEEP, sofort nach der Alarmierung aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Dunkelheit bereits eingesetzt. Der Bodden und die bewaldeten Uferbereiche waren nur noch mit dem starken Scheinwerfer des Seenotrettungsbootes abzusuchen. Über ein Handy überprüften die Seenotretter auf einer Satellitenkarte, ob sich auf der kleinen unbewohnten Insel Liebitz Unterschlupfmöglichkeiten befänden. Da sich dies bestätigte, manövrierte der Vormann die HERTHA JEEP so weit wie möglich in die Nähe der von Flachwasser umgebenen Insel. Dort fanden die Seenotretter den vermissten Schwimmer. In der Dunkelheit hatte er die Orientierung verloren, und es war ihm nicht gelungen, an Land zurückzukehren.

Seenotrettungsboot wird vor den Augen der Badegäste ins Wasser gelassen
Was für Badegäste ein interesantes Spektakel bedeutet, ist für die Seenotretter oft ernste Realität: Das Seenotrettungsboot ZANDER startet regelmäßig vom Zingster Badestrand in den Einsatz. Foto: Andreas Schulze

Gecheckt: Sicher baden und freiwasserschwimmen

Fünf Dinge sind notwendig, um im Wasser so weit wie möglich auf „Nummer sicher“ zu gehen:

  • das richtige Wissen
  • die richtigen Verhaltensweisen für Kinder
  • einige Hinweise zum Thema „Wasserspielzeug“
  • die Beachtung von Sicherheitstipps allgemeiner Art an offenen Gewässern sowie
  • von Gefahren in Küstengewässern

Baden und Freiwasserschwimmen im Meer ist gefährlicher als in Binnengewässern. In kurzer Zeit kann sich der Meeresgrund ändern: Tiefen entstehen, Sandbänke bilden sich oder verschwinden. Wind und Strömung, gutes und schlechtes Wetter beeinflussen dauernd die See. Das ruhigste Badegebiet kann durch umschlagenden Wind und ungünstig laufende Strömung innerhalb weniger Minuten zum tosenden Meer werden. Deshalb sollte man niemals an unbewachten Stellen rausschwimmen und an bewachten Stellen immer auf die Sicherheitsbeflaggung achten. Bei gehisster roter Flagge niemals ins offene Meer hinausschwimmen!

Foto: Ulf Engels

Tipps zur Wassersicherheit von Kindern und Erwachsenen

  • Kinder sind noch nicht in der Lage, die gesamte Tragweite ihres Handelns zu überschauen. Sie agieren risikoreicher, ahnungsloser und unbekümmerter als viele Erwachsene und benötigen deswegen eine verantwortungsbewusste Erziehungs-/Aufsichtsperson.
  • Beachten Sie bitte die individuellen und aktuellen Voraussetzungen (psychophysischer Entwicklungs- und Gesundheitszustand) des einzelnen Kindes. Auch Erwachsene sollten sicher sein, dass ihr Gesundheitszustand das Baden und Freiwasserschwimmen zulässt. 
  • Seien Sie sich immer bewusst: Wasser übt auf fast alle Kinder eine quasi magische Anziehungskraft aus.
  • Machen Sie Kinder möglichst früh mit dem Wasser vertraut: Manche Kinder können schon ab vier Jahren mit dem Schwimmenlernen beginnen, sollten aber bereits davor erste Kenntnisse und Fertigkeiten zum sicheren Verhalten am und im Wasser erfahren!
  • Versuchen Sie vorausschauend Gefahrenpunkte für Kinder und sich selber (z. B. Gefahrenorte) auszumachen.
  • Unabhängig davon, ob Kinder mit oder ohne Hilfsmittel ins Wasser gehen: Erziehungspersonen haben immer die Pflicht zur aktiven und konsequenten Aufsicht (trotz Badeaufsicht).
Foto: Steven Keller
  • Kinder müssen genau wissen, was erlaubt bzw. verboten ist. Sicherheit ist jedoch nicht alleine durch Gebote und Verbote zu erreichen. Vor allem jüngere Kinder müssen häufiger an die wichtigsten Verhaltensregeln und Sicherheitsmaßnahmen erinnert werden, da einmalige Belehrungen vergessen werden. Deshalb: regelmäßige und situative Wiederholung von sicherheitsrelevanten Anweisungen.
  • In unbekannten Gewässern sollten Sie nicht schwimmen oder planschen.
  • Vor dem Freiwasserschwimmen sollte man sich abkühlen.
  • Holen Sie frierende Kinder sofort aus dem Wasser.
  • Achten Sie darauf, dass Sie oder Ihre Kinder nicht zu weit hinaustreiben. Beachten Sie die ausgewiesenen Badezonen.
  • Lassen Sie Kinder nur ins Wasser springen, wenn es tief genug ist und frei.
  • Bei Gewitter sind Baden und Freiwasserschwimmen lebensgefährlich. Verlassen Sie das Wasser sofort.

Quelle: DLRG

Panorama Sylt
Foto: Benjamin Schellschmidt

Tipps zum Umgang mit Auftriebsmitteln und Wasserspielzeug

Auftriebskörper wie aufblasbare Wassertiere, Reifen, Wasserbälle und Ähnliches sind allenfalls Spielzeug und keine sicheren Hilfsmittel zum Baden und Freiwasserschwimmen. Im Gegenteil: Sie sind gefährlich, da Kinder beim Spiel damit leicht in tiefes Wasser geraten oder abtreiben können. Besonders Luftmatratzen verleiten häufig dazu, sich unkontrolliert treiben zu lassen, und sind bei starkem, ablandigem Wind nicht zurück zu paddeln oder bergen für den Nutzer die Gefahr von Hitzeschäden bzw. Kälteschock beim Sturz ins Wasser.

„Kinderschwimmsitze“ sind für das Meer ungeeignet, da sie nicht nur den natürlichen Bewegungsdrang des Kindes hemmen, sondern auch für eine kindgerechte Wassergewöhnung, zum Schwimmen lernen, selbst zum bloßen Spielen methodisch völlig ungeeignet sind. Außerdem können sie lebensgefährlich werden, wenn die Kinder mit ihnen zum Beispiel durch Wellenschlag umkippen und anschließend keine Chance mehr zum selbstständigen Aufrichten besteht.

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