Rund 1.800 Einsätze für Seeleute, Fischer, Passagiere und Wassersportler
Ostfrieslandkrimi-Erfolgsautor Klaus-Peter Wolf neuer DGzRS-Botschafter
160 Jahre Seenotretter – 150 Jahre Sammelschiffchen
Auf Nord- und Ostsee sind die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Jahr 2024 rund 1.800 Mal im Einsatz gewesen. Die Seenotretter haben dabei nahezu 3.000 Menschen geholfen. Allein rund 500 Menschen mussten sie aus Seenot retten oder Gefahr befreien. Seit Gründung der DGzRS vor nunmehr 160 Jahren zählt die Statistik der Seenotretter mehr als 87.300 Gerettete – nach wie vor ohne jegliche staatlich-öffentliche Mittel zu beanspruchen. Seit 150 Jahren tragen dazu die bekannten Sammelschiffchen der Seenotretter bei.
Die Seenotretter kamen im vergangenen Jahr zahlreichen Fischereifahrzeugen und ihren Besatzungen zu Hilfe, waren viele Male für Seeleute von Handelsschiffen oder Passagiere von Fähren und Fahrgastschiffen im Einsatz. Auch Menschen, die Wassersport betreiben oder an den Küsten von Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern Erholung suchen, konnten sich erneut auf die Hilfe der DGzRS-Besatzungen verlassen.
Zu den umfangreichsten Einsätzen der Seenotretter in den vergangenen Jahren gehört der Brand des Tankers „Annika“ in der Ostsee Ende Oktober 2024. Die freiwilligen Seenotretter der Station Kühlungsborn retteten innerhalb kürzester Zeit die sieben Seeleute mit dem Seenotrettungsboot WILMA SIKORSKI. Der Seenotrettungskreuzer ARKONA und Behördenschiffe bekämpften anschließend stundenlang den Brand und verhinderten damit Schlimmeres.
Insgesamt haben die Besatzungen der 60 Seenotrettungskreuzer und -boote im vergangenen Jahr 1.775 Einsätze gefahren (Vorjahr: 1.938 Einsätze, Details siehe Anhang). Dabei halfen sie insgesamt 2.967 (3.532) Menschen. Allein 79 (103) von ihnen wurden aus Seenot gerettet, weitere 403 (402) aus Gefahr befreit. Während die Zahl der Einsätze im Rahmen der Kernaufgabe der DGzRS – der Rettung von Menschen aus Seenot oder Gefahr – etwa auf Vorjahresniveau liegt, ist die Zahl der technischen Hilfeleistungen und der Krankentransporte von Inseln oder Hallligen aufs Festland leicht rückläufig.
Erfolgsautor Klaus-Peter Wolf folgt als ehrenamtlicher Botschafter auf Band Santiano
Großartige Unterstützung haben die Seenotretter im abgelaufenen Jahr von ihrem Botschafter Santiano erhalten. Die norddeutsche Shanty-Rockband warb bundesweit auf ihren Konzerten in Musik und Wort für die DGzRS. Insgesamt kamen dabei weit mehr als 50.000 Euro Spenden zusammen. Santiano setzte den Seenotrettern zudem ein nicht zu überhörendes musikalisches Denkmal mit dem kraftvoll-stürmischen Song „Retter in der Not“. Die Band wird auch künftig als einer ihrer Botschafter aktiv bleiben.
Neuer ehrenamtlicher Botschafter der Seenotretter ab 2025 ist Schriftsteller Klaus-Peter Wolf. „Mir imponieren die Schiffe, vor allem aber die Seenotretter, die damit fahren. Für diese Menschen werde ich gerne Platz in meinen Büchern machen. Da rattert es schon in meinem Kopf“, kündigt der Erfolgsautor an. Der Erfinder des Ostfrieslandkrimis plant, den Seenotrettern in seinem nächsten Roman eine nicht unwesentliche Rolle zuzuschreiben. Damit will er der DGzRS zu ihrem 160. Geburtstag ein literarisches Denkmal setzen.
Wolfs Bücher sind in 26 Sprachen übersetzt und über 15 Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für „Tatort“ und „Polizeiruf 110“. Besondere Anerkennung verdienen für Wolf nicht zuletzt die Menschen, die die Arbeit der Seenotretter überhaupt erst ermöglichen: „Dass die Seenotretter rein spendenfinanziert sind, beeindruckt mich sehr. In Zukunft wird es daher am Ende meiner Bücher auch einen Spendenaufruf geben.“ Wolf ist der 26. ehrenamtliche Botschafter der Seenotretter und der zweite Schriftsteller nach Frank Schätzing (2012). Die Reihe begann im Jahr 2000 mit Liedermacher Reinhard Mey.
Modernisierung der Rettungsflotte schreitet voran
Durchschnittlich 30 Jahre lang sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz auf Nord- und Ostsee. Entsprechend müssen die Seenotretter fortlaufend ältere Seenotrettungskreuzer und -boote durch moderne Neubauten ersetzen. „Zweckgebundene Erbschaften helfen uns dabei ebenso wie die beständige Spendenbereitschaft vieler einzelner Menschen im ganzen Land, die zusammen Großes bewirken“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.
2024 nahmen vier neue Seenotrettungsboote ihren Dienst auf. Die Station Schilksee hat das neue 8,9-Meter-Seenotrettungsboot JÜRGEN HORST erhalten. Vor allem aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit erweitert es die Einsatzmöglichkeiten auf der Kieler Förde und in der Kieler Bucht. Das Schwesterschiff HELENE wird auf der Station Fehmarn mit Liegeplatz in Burgstaaken eingesetzt. Es wurde mit Erträgen der Seenotretter-Stiftung finanziert, in die sich viele Menschen aus dem ganzen Land mit einer Zustiftung eingebracht haben.
In Zinnowitz auf Usedom und in Zingst sind seit Herbst 2024 zwei weitere Einheiten der neuen 8,4-Meter-Klasse stationiert, jeweils samt Spezialtrailer und Traktor. Die besondere mobile Technik ist notwendig, weil die Seenotretter dort in jeweils zwei Revieren im Einsatz sind, sowohl auf der Ostsee als auch auf dem Usedomer Achterwasser beziehungsweise den rückwärtigen Bodden. Mit Ablieferung dieser beiden noch ungetauften Neubauten SRB 87 und SRB 89 ist die 8,4-Meter-Klasse vollständig abgeliefert. Die Taufen sind für Frühjahr 2025 vorgesehen.
160 Jahre Seenotretter – 150 Jahre Sammelschiffchen
Das Jahr 2025 steht im Zeichen des 160-jährigen Bestehens der Seenotretter und des Jubiläums 150 Jahre Sammelschiffchen. Die DGzRS wurde am 29. Mai 1865 in Kiel gegründet. Bereits seit 1875 wiederum gibt es die Sammelschiffchen. Heute sind rund 13.000 von ihnen an vielen öffentlichen Orten zwischen Flensburg und Sonthofen, Aachen und Frankfurt an der Oder im Einsatz. Frei nach dem Motto „Der Kleine hilft dem Großen“ trägt Deutschlands wohl bekannteste Spendendose nicht unerheblich zur Finanzierung der DGzRS bei.
Die Form der Sammelschiffchen erinnert an die ersten Ruderrettungsboote der DGzRS. Die Technik hat sich in den vergangenen 160 Jahren erheblich gewandelt. Geblieben ist jedoch die freiwillige Bereitschaft der Seenotretter zum mutigen Einsatz bei jedem Wetter, rund um die Uhr, ebenso wie die unabhängige, freiwillige Finanzierung – ohne jegliche staatlich-öffentliche Mittel in Anspruch zu nehmen. Die Sammelschiffchen stehen für beides mit großer Symbolkraft.
Einen unmittelbaren Eindruck von dieser Arbeit vermittelt auch im Jubiläumsjahr der Tag der Seenotretter. Immer am letzten Sonntag im Juli demonstrierten die Seenotretter auf vielen Stationen ihre Technik, Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft, das nächste Mal am 27. Juli 2025. Im vergangenen Jahr besuchten mehr als 40.000 Menschen den Aktionstag.
Einsatzzahlen im Detail
Im Jahr 2024 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei insgesamt 1.775 Einsätzen (2023: 1.938 Einsätze) 2.967 (3.532) Menschen Hilfe geleistet. Im Einzelnen haben sie (Vorjahreszahlen in Klammern)
- 79 (103) Menschen aus Seenot gerettet,
- 403 (402) Menschen aus drohender Gefahr befreit,
- 243 (304) Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert,
- 26 (40) Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
- 900 (986) Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
- 616 (607) Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.
In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie 2.572 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen.
Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS bis Ende 2024 insgesamt 87.308 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit. Das entspricht in etwa der gesamten Bevölkerung der Städte Gießen (Hessen), Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg), Lünen (Nordrhein-Westfalen) oder Flensburg (Schleswig-Holstein).