05.05.2023

Neues Seenotrettungsboot der DGzRS-Station Neuharlingersiel heißt COURAGE

Ein neues Seenotrettungsboot für eine der traditionsreichsten Stationen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat am Freitag, 5. Mai 2023, den Namen COURAGE erhalten. Die Taufe des hochmodernen 10,1-Meter-Neubaus mit der internen Bezeichnung SRB 84 für die Seenotretter der Station Neuharlingersiel erfolgte auf dem Gelände der DGzRS-Zentrale in Bremen.

Seenotretter vor dem getauften Seenotrettungsboot COURAGE, das an einem Steg liegt.

Die Sektflasche ist zerplatzt: Das Seenotrettungsboot SRB 84 ist nun auf den Namen COURAGE getauft. | Foto: Jörg Sarbach

Der Neubau für den ostfriesischen Fischerei- und Fährhafen wurde, wie die gesamte Arbeit der DGzRS, ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert. Freunde der DGzRS aus Niedersachsen haben ihn ermöglicht. Die von ihnen gewünschte Namengebung ist eine Hommage an die freiwilligen Seenotretter, die couragiert und selbstlos im Einsatz sind, um auf See in Not geratene Menschen zu retten – und das seit mehr als 150 Jahren.

Einer Schiffbautradition entsprechend, war zur Kiellegung im Frühjahr 2022 eine glückbringende Münze in eine Sektion des Neubaus eingelegt worden. Die Bremer Zwei-Euro-Münze mit Rathaus und Roland fährt jeden Einsatz mit.

Die COURAGE ist ein 10,1 Meter langes und 380 PS starkes Seenotrettungsboot der jüngsten Generation. „Sie ist ausgesprochen seetüchtig und hat ganz hervorragende Fahreigenschaften. Wir sind sehr zufrieden mit unserem neuen Boot“, beschreibt der freiwillige Vormann Heinz Steffens seine ersten Erfahrungen. „Wir können Schiffbrüchige, Erkrankte und Verletzte jetzt noch besser transportieren und an Bord medizinisch versorgen“, betont Steffens. Der Neubau ist etwas größer und schneller als sein Vorgänger sowie deutlich leiser. Erstmals bei dieser Schiffsgröße verfügt er über ein Bugstrahlruder zum besseren Manövrieren auf engem Raum.

„Sie ist ausgesprochen seetüchtig und hat ganz hervorragende Fahreigenschaften. Wir sind sehr zufrieden mit unserem neuen Boot“

Heinz Steffens, Vormann der Station Neuharlingersiel

Turnusgemäße Modernisierung der Rettungsflotte

Die COURAGE entstand im Zuge der turnusgemäßen Modernisierung der Rettungsflotte auf der Rostocker Werft Tamsen Maritim. Die Eckdaten des Neubaus:

  • Länge über Alles: 10,1 Meter
  • Breite über Alles: 3,61 Meter
  • Tiefgang: 0,96 Meter
  • Verdrängung: 8 Tonnen
  • Geschwindigkeit: 20 Knoten (ca. 37 km/h)
  • Antrieb: ein Propeller, 380 PS
  • Besatzung: Freiwillige

Wie alle Einheiten der Seenotretter ist die COURAGE als Selbstaufrichter konstruiert. Sie ist vollständig aus Aluminium im bewährten Netzspantensystem gebaut. Das Spezialschiff zeichnet sich durch hohe Seetüchtigkeit aus. In Grundsee und Brandung besitzt es gute See-Eigenschaften, manövriert einwandfrei, übersteht heftige Grundstöße und ist in der Lage, dank des rundumlaufenden Fendersystems auch bei höheren Fahrtstufen und unter erschwerten Bedingungen bei Havaristen längsseits zu gehen.

Bei der Konstruktion wurden umfassende Sicherheitskriterien berücksichtigt. Der Neubau ist mit modernster Navigationstechnik, leistungsstarken Schlepp- und Lenzgeschirren sowie einer umfangreichen Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung ausgestattet.

Auf der Station Neuharlingersiel hat die COURAGE Ende März ihren Vorgänger, die im Jahr 2000 in Dienst gestellte NEUHARLINGERSIEL, ersetzt. Dieses 9,5 Meter lange Seenotrettungsboot bleibt weiterhin im Dienst. Es ist nun auf der östlichsten DGzRS-Station in Ueckermünde am weitläufigen Stettiner Haff im Einsatz.

In Neuharlingersiel war bereits 1869 die erste Einheit stationiert - ein Ruderrettungsboot. Heute wird die Geschichte wieder lebendig: in der Ausstellung im historischen Rettungsschuppen der Station kann unter anderem das Motorrettungsboot ULRICH STEFFENS (in Dienst bis 1972) besichtigt werden.

Lange Tradition der Seenotretter in Neuharlingersiel

Neuharlingersiel zählt zu den ältesten und traditionsreichsten Stationen der Seenotretter. Bereits 1869, vier Jahre nach Gründung der DGzRS, war dort das erste Ruderrettungsboot stationiert.

Heute engagieren sich in dem kleinen Sielort rund ein Dutzend freiwillige Seenotretter ehrenamtlich für das Rettungswerk. Aus dem Fischereihafen an der ostfriesischen Küste sind die Seenotretter kaum wegzudenken. Im Rettungsschuppen wird die Geschichte der DGzRS lebendig. Die dort untergebrachte Ausstellung mit dem historischen Motorrettungsboot ULRICH STEFFENS, im Dienst bis 1972, besteht in diesem Jahr seit 50 Jahren. Ehrenamtliche Mitarbeiter der DGzRS öffnen regelmäßig die Türen und ermöglichen einen Einblick in die bewegte und bewegende Geschichte der Seenotretter insbesondere in Ostfriesland.

Das Revier der Neuharlingersieler Seenotretter ist das Wattenmeer bis zu den Inseln Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Zahlreiche Fischkutter sind in dem kleinen Sielhafen zu Hause. Traditionen werden in Neuharlingersiel gelebt, doch der Hafen ist kein Museum, sondern lebendiger Mittelpunkt des Ortes. Einsätze für die Küstenfischerei gehören zum Alltag der freiwilligen Seenotretter, Inselfähr- und -ausflugsverkehr sowie ein wenig Sportschifffahrt gehören ebenfalls zum Revier dazu.

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