Katja Trunk (37) und Cedric Schott (42) lieben die See, Helgoland, sich gegenseitig – und dann sind sie noch begeisterte Seenotretter-Fans. Darum kann es für das Paar aus Hessen nur einen passenden Ort für eine Verlobung geben: die Brücke des auf Helgoland stationierten Seenotrettungskreuzers HERMANN MARWEDE. Und genau dort hat Katja Trunk Anfang November „Ja“ gesagt.
Als Cedric Schott am 8. November die Stufen zur Brücke der HERMANN MARWEDE hochgeht, weiß er noch genau, mit welchen Worten er seiner Freundin Katja Trunk gleich einen Heiratsantrag machen möchte. Doch als er oben angekommen ist, muss er improvisieren – die zurechtgelegten Sätze sind einfach verschwunden. Als seine Frage im Raum ist, bekommt Katja Trunk weiche Knie. Sie ist völlig überrascht und kann nicht mehr sagen als: „Ja“. „Es war ein absoluter, unvergesslicher Wow-Moment an einem perfekt zu uns passenden Ort“, sagt sie ein paar Tage später.
Helgoland ist für Katja Trunk und Cedric Schott ein ganz besonderer Sehnsuchtsort. Der rote Felsen ist für die beiden Hessen ein Ruhepol, an dem sie sich den Alltag aus den Kleidern wehen lassen, den sie in Langen südlich von Frankfurt am Main verbringen. Für Cedric Schott ist die einzige deutsche Hochseeinsel zudem voller Erinnerungen: Als Kind verbringt er dort in den 1980er- und 1990er-Jahren mit seinen Eltern die Sommer. Es sind unbeschwerte Tage, an denen er mit seinem Vater in der Nordsee angelt, den Strand zum Spielplatz macht, stundenlang auf die weite See hinausblickt und dabei die zu den Fähren fahrenden Börteboote beobachtet. „Ich fand es auf Helgoland immer richtig cool“, sagt er heute.
Cedric Schott begegnet allem auf Helgoland mit großer Neugier. Im Südhafen möchte er von seinen Eltern mehr über das markante Schiff an der Pier wissen. Sie erzählen ihrem Sohn von den mutigen Männern an Bord, die selbst bei Sturm und meterhohen Wellen rausfahren, um anderen auf See beizustehen – sie den gierigen Fluten zu entreißen. So lernt er die Seenotretter schon als kleiner Junge kennen. Seine Eltern werden regelmäßige Förderer, er begeisterter Fan. „Die Technik der Seenotrettungskreuzer fasziniert mich bis heute, und nach wie vor beeindruckt mich, dass alles aus Spenden finanziert wird.“
Magischer Moment
Katja Trunk ist 2020 das erste Mal auf Helgoland. Bis dahin kennt sie lediglich das Wattenmeer von ihren Urlauben hinterm Deich in Ostfriesland, bei denen sie oft sehnsüchtig in die Ferne schaute. Es ist ein trauriger Anlass, der das damals seit einem Jahr verliebte Paar an die Küste führt: Cedric Schotts Vater ist gerade gestorben und sie erfüllen ihm seinen letzten großen Wunsch – eine Seebestattung auf der Nordsee vor Neuwerk. In Gedenken an ihn fahren sie nach Helgoland, gleichzeitig wird damit für Katja Trunk ein großer Traum wahr: „Ich wollte immer die Naturgewalten der Nordsee kennenlernen.“ Und diese kommen gleich geballt: Die Überfahrt mit der „Funny Girl“ von Cuxhaven nach Helgoland ist ruppig. Während um sie herum viele Passagiere mit Seekrankheit kämpfen, staunen die beiden über die unbändige Kraft von Wind und Wellen. „Ich kam mir winzig klein vor“, erinnert sich Katja Trunk.
Als Helgoland in der Ferne auftaucht und langsam immer größer wird, ist es für Katja Trunk wie Magie. Die Insel trotzt der tosenden See um sie herum, strahlt Ruhe und Sicherheit aus. „Sobald ich einen Fuß auf die Insel setze, fühle ich mich sicher und werde mit einem Mal ganz ruhig. Ich kann dort zu mir selbst zurückfinden.“ Beide mögen die ehrliche und unaufgeregte Art der Insulaner, das schroffe Wetter und die Entschleunigung. Auf ihrer ersten Nordsee-Fahrt wird Katja Trunk ebenso bewusst: „Das Festland war weit weg, doch wenn etwas schief gegangen wäre, wären uns die Seenotretter sofort zu Hilfe gekommen. Sie sind immer da, wenn jemand in Schwierigkeiten gerät. Ich fühle mich von den Engeln der See beschützt.“
Vor ihrem jüngsten Urlaub auf Helgoland organisiert Katja Trunk einen Besuch auf der HERMANN MARWEDE – und wird bei ihrer Überraschung selbst mit einem Heiratsantrag überrascht. Wann die Hochzeit sein wird, steht genauso wenig fest, wo sie stattfinden wird. Nur eines ist sicher: an der Küste mit Blick auf die See.