Mitten in der Nacht war das niederländische Küstenmotorschiff auf Grund gelaufen und lag schwer in der Brandung. Der Kapitän des Havaristen glaubte, nördlich von Spiekeroog zu liegen. Tatsächlich war er fünfzig Seemeilen entfernt bei Süderoog. Die RUHR-STAHL holte das Schiff aus der Brandung: nicht ohne selbst schwere Grundberührung zu erleiden.
Der Seenotrettungskreuzer RUHR-STAHL, der seinerzeit den Havaristen aus der Brandung holte, war in Amrum stationiert. (Foto: Archivbild)
Originalbericht aus dem Jahrbuch von 1972:
8. Januar 1971
"Auf Ballastreise von Rotterdam zur Elbe war das holländische Küstenmotorschiff "Lauriergracht" am 8. Januar aufgelaufen und mußte eine Notmeldung abgeben. Darin hatte es zunächst geheißen, die Position des Schiffes liege zwischen Wangerooge und Spiekeroog. Um 01.23 Uhr gab die Seenotleitung in Bremen dem Seenot-Rettungskreuzer RUHR-STAHL eine neue, 50 Seemeilen nordöstlich und damit in seinem Bereich liegende Position des Havaristen in der Nähe von Süderoog durch, die Elbe-Weser-Radio gepeilt hatte.
Die Hilfe wurde dringend benötigt, da das holländische Schiff hart durchsetzte. Die RUHR-STAHL lief sofort aus und hatte um 02.15 Uhr mit dem Havaristen Sprechfunkverbindung auf UKW. Der Kapitän der "Lauriergracht" erklärte den Rettungsmännern, daß sein Schiff in der Brandung liege, 2,10 m tief gehe und auf Steuerbordseite nur noch 1 m Wasser habe. Zur Zeit lief Ebbstrom, um 04.30 Uhr war Niedrigwasser. Der Seenot-Rettungskreuzer ging um 02.45 Uhr in der Nähe des Havaristen vor Anker, um die Flut abzuwarten. Um 05.50 Uhr wurde er vom Kapitän der "Lauriergracht" gerufen, da das Schiff sich bewegte. Die Rettungsmänner holten den Anker auf und loteten sich mit der RUHR-STAHL langsam zum Havaristen, wobei einige harte Grundstöße nicht zu vermeiden waren. Der Havarist meldete, daß er in der Brandung wieder hart durchsetzte. Nachdem um 06.30 Uhr eine Schleppverbindung zur "Lauriergracht" hergestellt war, schleppte der Rettungskreuzer sie nach ungefähr 15 Minuten frei. Da inzwischen dichter Nebel mit einer Sichtweite von ca. 50-100 m aufgekommen war, wurde beschlossen, den Holländer bis zum Hellwerden zu schleppen. Auf dem Radarschirm war bei dem Seegang keine Tonne auszumachen. Nachdem um 07.45 Uhr die Schleppverbindung gelöst war, lotsten die Rettungsmänner ihn noch bis zur Leuchttonne Schmaltief, wo sie mit vielem Dank entlassen wurden.
Der Peilfunkdienst, den die Deutsche Bundespost bei den Küstenfunkstellen unterhält, hatte auch in diesem Seenotfall, wie schon in zahlreichen anderen, durch seine genaue Standortermittlung die Rettungsaktion wesentlich erleichtert. Ohne seine Mitwirkung ginge bei ungenauen Positionsangaben wertvolle Zeit für die Suche verloren."
Zwanzig Jahre - von 1965 bis 1985 war die RUHR-STAHL auf Amrum stationiert und fuhr mit ihrer Besatzung manchen schweren Einsatz. 1985 wurde sie unserer Schwesterorganisation Asociación Honoraria de Salvamentos Maritimos y Fluviales (ADES) in Uruguay übergeben. Dort war sie viele Jahre weiterhin im Seenoteinsatz.
Heute ist auf AMRUM der 28 Meter lange Seenotrettungskreuzer ERNST MEIER-HEDDE stationiert.