Aus Seenotretter-Ausbildung wird Ernstfall: Crew auf Trainingsboot rettet Kiter vor Pelzerhaken

Während einer Ausbildungsmaßnahme für freiwillige Seenotretter der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) durch das eigene Trainingszentrum der Seenotretter-Akademie in Neustadt i. H. wurde aus der Übung heute, Samstag, 1. April 2023, plötzlich Ernst: Die Rettungsleitstelle See der DGzRS holte die Trainingsboote in einen Realeinsatz. Ein Kitesurfer war bei sehr starkem Wind vor Pelzerhaken abgetrieben. Die Seenotretter retteten ihn mit dem Trainingsboot MERVI und brachten ihn an Land.

Mit dem Trainingsboot MERVI (Archivbild) wurde ein Kiter vor Pelzerhaken gerettet. Die gemischte Seenotretter-Crew befand sich auf einer Ausbildungsfahrt und bestand aus freiwilligen Seenotrettern verschiedener DGzRS-Stationen von Nord- und Ostsee. Sie retteten den Kiter aus der sechs Grad kalten Ostsee.

Bei Pelzerhaken meldete eine Spaziergängerin am frühen Nachmittag einen abtreibenden Kiter im Wasser, der sein Board verloren hatte. Wenig später erfolgte eine Alarmierung durch einen zweiten Passanten, der einen weiteren Kiter in Not meldete. Aufgrund des Wetters mit Wind bis zu sieben Beaufort (bis zu 61 km/h) und der geringen Wassertemperatur von nur sechs Grad wurden die Trainingsboote MERVI und WALTER ROSE der Seenotretter-Akademie, die sich zu diesem Zeitpunkt ganz in der Nähe des Notfallortes befanden, aus dem Training geholt. Freiwillige Seenotretter der Stationen Brunsbüttel, Fehmarn, Travemünde, Darßer Ort und Ueckermünde absolvierten zu diesem Zeitpunkt auf den Booten einen Ausbildungs- und Trainingskurs im Manövrieren für Bootsführer.

Während einer der gemeldeten Kiter selbstständig an Land kam, rettete das Team auf dem Trainingsboot MERVI den zweiten Mann, der zu diesem Zeitpunkt bereits nahezu eine halbe Seemeile (etwa einen Kilometer) vom Strand abgetrieben war. Ohne Board hatte er keine Möglichkeit, das Land wieder zu erreichen. Aufgrund des Seegangs von über einem Meter und seines schwarzen Neoprenanzuges war der Mann im Wasser kaum auszumachen.

Die Crews der Trainingsboote wurden telefonisch während des Einsatzes von der Erstmelderin fortwährend unterstützt, da sie den Kiter von einem erhöhten Standort in Pelzerhaken aus im Blick hatte. Die Seenotretter zogen den 23-Jährigen und sein Kitesegel schließlich an Bord und führten eine medizinische Erstversorgung durch. Sicherheitshalber übergaben sie den Mann an Land in Neustadt zur weiteren Betreuung an einen Rettungswagen.

Kite- und Windsurfer sollten niemals allein unterwegs sein, damit im Notfall Hilfe gerufen werden kann. Auf der Präventionswebseite seenotretter.de/sicheraufsee geben die Seenotretter viele wertvolle Tipps für die persönliche Sicherheit, bieten Checklisten zum Herunterladen an, empfehlen grundsätzliche Vorsichtsmaßnahmen auf See und stellen ihre kostenlose Sicherheits-App „SafeTrx“ vor.

Die Seenotretter bitten in diesem Zusammenhang darum, verlorengegangenes Material sofort an die Rettungsleitstelle See der DGzRS, das Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) Bremen, zu melden, um unnötige Suchen zu vermeiden. Eine kurze E-Mail mit Beschreibung des Materials sowie einer Telefonnummer und dem Ort des Verlustes an die E-Mail-Adresse mrcc@seenotretter.de genügt. Aber Achtung: Eine Alarmierung im Notfall sollte immer sofort telefonisch erfolgen. Ein Alarmierungsweg ist die E-Mail nicht.

Für Lenkdrachen und Boards bietet die DGzRS darüber hinaus spezielle Sticker an. Findet jemand treibendes Material auf See oder an Land, können die Seenotretter Kontakt aufnehmen und leichter ermitteln, ob eine Notlage vorliegt. Das spart Zeit und unnötige Suchen. Kiter können das praktische (und spurenlos wieder zu entfernende) Aufkleberset für ihren persönlichen Bedarf bei den Seenotrettern kostenlos unter seenotretter.de/kites-kennzeichnen bestellen.

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