Menschen retten ist Teamarbeit

Nach nahezu 26 Jahren bei den Seenotrettern ist Uwe Radloff (62) Ende Mai in den Ruhestand gegangen. Der gebürtige Berliner war zuletzt Vormann der Station Laboe – auf dem Seenotrettungskreuzer BERLIN der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Sein Nachfolger ist Lars Templin (44), der ganz in der Nähe der namensgebenden Millionenstadt lebt.

Der neue Vormann der DGzRS-Station Laboe telefonierend auf der Brücke eines Seenotrettungskreuzers, neben ihm ein weiterer Seenotretter.

Für Lars Templin (r.) ist die Rettung von Menschen aus Seenot immer eine Teamleistung. Und auch der Dank der Geretteten – für ihn eine „sehr schöne Geste“ – gilt nach Ansicht des neuen Vormanns der Station Laboe immer allen an Bord.

Foto: Die Seenotretter – DGzRS/Malte Ebers

Es ist eng, stickig. Der Geruch von Schweiß, Öl und Diesel hängt in der Luft. Nur wenige Zentimeter Stahl schirmen die Menschen vom umgebenden Wasser ab.
U 17 ist auf Tauchfahrt. Dennoch sind die Wellen der aufgewühlten See da oben, auch einige Meter unter der Wasseroberfläche noch deutlich zu spüren. Das U-Boot schaukelt. Die Marinesoldaten müssen sich festhalten. „Aufgrund seiner zigarrenähnlichen Bauform, rollt so ein U-Boot vor allem bei Fahrten an der Oberfläche sehr stark“, berichtet Lars Templin. Der 44-Jährige weiß, wovon er spricht: Acht Jahre lang war die U 17 der Arbeitsplatz des gebürtigen Brandenburgers.

Großgeworden ist Lars Templin etwas östlich der Stadtgrenze Berlins in Hennickendorf. Heute lebt er in dem kleinen Ort im Märkischen mit seiner Frau Franziska und zwei Söhnen. Um die Jahrtausendwende lockt den damals 20-Jährigen die See: Nach seiner Ausbildung zum Heizungs- und Lüftungsinstallateur möchte er U-Boot-Fahrer werden. „Vielleicht habe ich zu oft den Film ‚Das Boot‘ gesehen“, sagt er und lacht. Wechselkojen und die Enge an Bord schrecken ihn nicht. Zwölf Jahre ist er Soldat, die meiste Zeit davon in Eckernförde. Kurz nachdem U 17 außer Dienst gestellt wird, verlässt er die Marine. Doch dem Wasser bleibt er treu.

Mit Frachtschiffen ist Lars Templin auf den großen Ozeanen unterwegs. Dabei erweitert er sein maritimes Wissen, merkt aber auch schnell: Nach seinem geplanten Nautik-Studium möchte er lieber küstennah fahren. In Warnemünde macht der Brandenburger sein Kapitänspatent für die weltweite Fahrt, mit diesem in der Tasche steuert er ab 2016 Crew Transfer Vessels (CTV). Mit ihnen bringt er Menschen und Material von Helgoland und Borkum zu den auf der Nordsee gelegenen Windparks.

Selbstlose Aufgabe lockt

Sein Kollege Stephan Schimpke erzählt ihm von den Seenotrettern: „Er hat mir von seinem erfüllenden, freiwilligen Engagement an Bord vorgeschwärmt“, erinnert sich Lars Templin. Seine Neugierde auf die selbstlose Aufgabe und die vielfältigen Einsätze ist geweckt. Menschen in Seenot zu helfen, sie aus lebensbedrohlichen Lagen zu retten, das wäre auch etwas für ihn, ist er überzeugt. Er wird Freiwilliger auf der HARRO KOEBKE. Heute stehen Stephan Schimpke und er auf den Stationen Warnemünde beziehungsweise Laboe in Lohn und Brot bei der DGzRS.

Als Vormann Uwe Radloff Ende 2023 seinen Abschied ankündigt, bewirbt sich Lars Templin für den verantwortungsvollen Posten. Seit Juni ist er Stationsleiter in Laboe – sein Vorgänger hatte Ende 2021 das Amt von Michael Müller übernommen. Obwohl Lars Templin erst seit wenigen Jahren dabei ist, hat er auf der einsatzreichen Station an der Kieler Förde bereits einige Menschen aus gefährlichen Lagen befreit. „Ich bin in solchen Situationen immer sehr fokussiert, bleibe gelassen und versuche Ruhe auszustrahlen, um den in Notgeratenen ihre Angst zu nehmen“, sagt er. Essenziell für ihn ist dabei ein eingespieltes Team – wie damals auf U 17.

Seenotrettungskreuzer BERLIN der DGzRS-Station Laboe in voller Fahrt.
Seenotrettungskreuzer BERLIN der DGzRS-Station Laboe in voller Fahrt.|Foto: Die Seenotretter – DGzRS/ypscollection.de

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