Auf wen können wir uns verlassen, wenn wir das Ruder nicht mehr unter Kontrolle haben? Es scheint fast so, als wäre diese Frage auf See leichter zu beantworten als an Land: „Wir lassen da draußen niemanden allein“, heißt das bei Michael Müller, ehemaliger Vormann der BERLIN in Laboe. Und wer kümmert sich an Land darum, wenn wir das Steuerrad früher oder später und in letzter Konsequenz alle einmal werden aus der Hand geben müssen?
Für jemanden wie Hans-Günter Seibke war das kein Tabuthema. Geboren 1932 hat er den Wandel der Zeiten sehr bewusst erlebt. Moderne Technologien helfen uns heute überall, sie erleichtern auch unseren Besatzungen die Rettung von Menschen aus Seenot. Der technische Fortschritt führt aber auch dazu, dass sich das Rad immer schneller dreht. Der Umgang mit der Beschleunigung des Alltags mag manchem so vorkommen, wie die Navigation in stürmischer See. Hans-Günter Seibke fuhr weder zur See, noch war er Wassersportler. Aber er war Nordseeurlauber, und zwar von Kindesbeinen an. Er wusste also sehr wohl, dass in stürmischen Zeiten ein Leuchtturm Orientierung gibt. Sein Leuchtturm, sein Fels in der Brandung hieß: Verlässlichkeit.
Nichts in seinem Leben überlässt er dem Zufall, wo es ihm möglich ist, sorgt er für Kontinuität. In seiner Beständigkeit bekommt sein Lebenslauf aus heutiger Sicht schon fast Seltenheitswert. Seine Banklehre macht er bei der Hannoverschen Volksbank, ihr bleibt er ein ganzes Berufsleben lang treu, bis zu seiner Pensionierung. 55 Jahre lang sind Hans-Günter und Jutta Seibke verheiratet, 45 Jahre lang leben sie in ihrer Wohnung in Hannover-Kleefeld. Die Unterstützung der Seenotretter ist ihnen immer eine Herzensangelegenheit, zu Anfang mit dem Groschen ins Sammelschiffchen, seit 35 Jahren dann als regelmäßige Förderer.
Auch den eigenen Nachlass überlassen sie nicht dem Schicksal. Zumal sie keine Kinder hatten und nicht klar war, wer sich überhaupt um ihr Hab und Gut kümmern würde, wenn sie nicht mehr da wären. 1988 machen beide ein notarielles, sogenanntes Berliner Testament, setzen sich also gegenseitig als Erben ein und die DGzRS als Alleinerbin des Letztversterbenden, wie es juristisch korrekt heißt. Auch dieses Testament hat Bestand: Es wird 25 Jahre lang nicht mehr angetastet. 2005 stirbt Jutta Seibke.
In einer zunehmend schneller und manchmal auch oberflächlicher werdenden Welt gibt es einen Anker: Vertrauen. Gerade eine Erbeinsetzung setzt in erster Linie Vertrauen voraus. Im Spätsommer 2012 nimmt Hans-Günter Seibke Kontakt mit uns auf, um sich noch einmal Gewissheit darüber zu verschaffen, dass alles in guten Händen ist und so geregelt wird, wie seine Frau und er es sich immer gewünscht hatten. Am 8. Dezember 2013 tritt er im Alter von 80 Jahren seine letzte Reise an.
Von diesem Tag an kümmern wir uns um all das, was nach einem Todesfall zu tun ist. Mit der gleichen Sorgfalt, Zuverlässigkeit und Vertraulichkeit, als wenn es ein Trauerfall in der eigenen Familie wäre. Und mit der Kompetenz unserer jahrzehntelangen Erfahrung.
Was bleibt? Unser ehrendes Andenken und die ganz konkrete, finanzielle Hilfe für die Arbeit unserer Besatzungen an Bord. Wir geben ihnen stets die sicherste und zuverlässigste Technik mit in den Einsatz, auf dass sie immer heil wieder zurückkommen. Dafür sind Mittel wie diese eine außerordentliche Hilfe.
Danke, Hans-Günter und Jutta Seibke!