Für Seeleute sind sie Wegweiser bei Nacht und Nebel: die Leuchttürme an den Küsten der Weltmeere. Seit Jahrhunderten warnen sie mit ihrem weithin sichtbaren Licht vor Untiefen und helfen allen auf See, sich zu orientieren – auch in Zeiten von Echolot, Radar und GPS. Für viele Menschen ist das Seezeichen ein Symbol für Halt, Sicherheit und Richtung.

Werner Korbanka schaut sich im Dezember 2016 seine Danktafel an.
Werner Korbanka schaut sich im Dezember 2016 seine Danktafel an, die seitdem bei jedem Einsatz des Seenotrettungskreuzers BERLIN/Station Laboe mitfährt. | Foto: Martin Stöver

Warum ein Steinmetz in Werner und Ingeborg Korbankas Grabstein einen Leuchtturm gemeißelt hat, möchte man die gebürtigen Hamburger gerne fragen. Doch sie können uns nicht mehr erzählen, wofür das Seezeichen in ihrem Leben stand – Werner Korbanka starb am 21. Februar 2020, Ingeborg bereits am 5. Januar 2016. Vielleicht ist der Leuchtturm ein Sinnbild für ihre Liebe zur See, vielleicht auch für den Halt, den sie sich mit ihrer gegenseitigen Liebe gegeben haben.

Eines ist gewiss: Als heimatverbundene Norddeutsche mit einer Ferienwohnung in Grömitz und einem Haus in Norderstedt engagierten sich die beiden als überaus großzügige Förderer fast vier Jahrzehnte lang im #TeamSeenotretter – bis zuletzt. Das Ehepaar setzte die DGzRS als Alleinerbin in seinem Testament ein und ließ seinen Nachlass von ihr abwickeln – ein weiterer großer Vertrauensbeweis. Ingeborg und Werner Korbanka waren sowohl vom umfassenden Können und der hohen Kompetenz der Rettungsleute auf See als auch ihrer Kollegen an Land überzeugt – so ist es in ihrem letzten Willen zu lesen. Mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung organisierten wir die Bestattung, kündigten Zeitungsabonnements, verwerteten das Inventar, leerten Schließfächer – kümmerten uns gewissenhaft und diskret um alles.

Seenotrettungskreuzer im Einsatz vor der Küste mit einem rot-weissen Leuchtturm
Der Seenotrettungskreuzer PIDDER LÜNG auf Kontrollfahrt vor der markanten Kulisse mit dem Leuchtturm List-Ost auf Sylt | Foto: Sebastian Drolshagen

Ihr großes Vertrauen in die DGzRS entwickelten Werner und Ingeborg Korbanka im Laufe der Jahre in vielen persönlichen Gesprächen. Wir wiederum lernten ein ausgesprochen bescheidenes und herzliches Ehepaar kennen, mit dem „man gut schnacken konnte“, wie Christian Koprek-Bremer es ausdrückt. Der heutige Vormann unserer Station List begegnete den beiden das erste Mal im Dezember 2013 bei der Taufe des Seenotrettungskreuzers PIDDER LÜNG. Sie waren bei der traditionellen Zeremonie dabei, weil sie mit einer größeren Spende den Bau unterstützt hatten. Als Dank fahren ihre Namen seitdem auf einer gebürsteten Aluminiumtafel bei jedem Einsatz mit. Die einmalige Veranstaltung berührte das Ehepaar nachhaltig, wie sehr persönliche Postkarten zeigen. Ein halbes Jahr später stand es erneut vor der PIDDER LÜNG, um sich an einem Sommertag alles en détail erklären zu lassen. Als nach fast drei Stunden Ingeborg Korbanka Kreislaufprobleme bekam, sorgte die Besatzung rührend und professionell für die 81-Jährige.

 

Werner Korbanka trug seine Frau nach ihrem Tod im Januar 2016 weiter in seinem Herzen. Zwei Tafeln an Bord der BERLIN und der HAMBURG tragen als Dank für erneute außerordentliche Spenden die Namen der beiden. Bereits seit 2015 hängt auch eine auf der ERNST MEIER-HEDDE. Gemeinsam hatten die beiden entschieden, die DGzRS als Alleinerbin einzusetzen. Und gemeinsam fahren sie in den nächsten Jahrzehnten mit auf Nord- und Ostsee, wenn die Besatzungen der vier Seenotrettungskreuzer anderen Menschen helfen. So lebt das Ehepaar ein Stück weiter – und bleibt unvergessen. Wir werden oft an sie denken, wenn wir an Leuchttürmen vorbeifahren.

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