Premiere auf dem Fischland an der Ostseeküste: Der Prototyp einer neuen Bootsklasse der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat am Freitag, 1. Dezember 2023, in Wustrow den Namen KNUT OLAF KOLBE erhalten. Die dortige mehr als 175 Jahre bestehende Freiwilligenstation ist die älteste der DGzRS. Sie verfügt jetzt über ein speziell für das Revier entwickeltes, völlig neues Seenotrettungsboot – samt ebenfalls neuem Spezialtrailer und Traktor.
Der Prototyp einer neuen Bootsklasse der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat in Wustrow den Namen KNUT OLAF KOLBE erhalten.
Rund achteinhalb Meter lang, 60 Zentimeter Tiefgang und 33 Knoten (ca. 61 km/h) schnell – dies sind einige der markanten technischen Daten des Neubaus. Die neue 8,4-Meter-Klasse der DGzRS wurde von Arctic Airboats in Finnland konstruiert, in enger Entwicklungszusammenarbeit mit den Seenotrettern. Ein spezieller finnischer Bootsbaubetrieb hat den Prototypen gefertigt.
Das neue äußerst seetüchtige Seenotrettungsboot verfügt – typisch für die Rettungseinheiten der DGzRS – über einen hochfesten Aluminiumrumpf. Die Aufbauten bestehen aus sehr robustem glasfaserverstärkten Kunststoff. Ein 425 PS starker Jetantrieb beschleunigt das Boot auf 33 Knoten Geschwindigkeit (etwa 61 km/h).
Wie sein Vorgänger wird dieses Seenotrettungsboot auf einem – ebenfalls neu konstruierten – Spezialtrailer im 1905 errichteten Rettungsschuppen der DGzRS im Wustrower Ortskern an Land stationiert. Ein starker, für den maritimen Einsatzzweck besonders umgebauter Traktor des Typs John Deere 6R 230 bringt das Boot entweder zur offenen Ostsee oder zu den weit verzweigten rückwärtigen Boddengewässern.
Mit den Worten „Ich taufe Dich auf den Namen KNUT OLAF KOLBE und wünsche Dir und Deiner Besatzung allzeit gute Fahrt und stets eine sichere Heimkehr“, taufte Brigitte Rockahr, eine gute Freundin des Namengebers, das neue Seenotrettungsboot.
Lebenslang den Seenotrettern eng verbunden
Knut Olaf Kolbe und seine Frau Irmgard Kolbe-Voigt aus der Nähe von Hannover zeigten zeitlebens großes Interesse an der Seefahrt. Das Ehepaar hatte die Seenotretter großzügig in seinem Nachlass bedacht. „Dafür sind wir ausgesprochen dankbar, denn dies versetzt uns in die Lage, unsere Freiwilligen-Station mit einem neuen, modernen Seenotrettungsboot auszurüsten und der Besatzung damit Sicherheit und Aussicht auf erfolgreiche Einsätze auch bei schwierigen und gefahrvollen Verhältnissen zu geben“, sagte der stellvertretende DGzRS-Vorsitzer Lars Carstensen anlässlich der Taufe.
Auf der Station Wustrow hat die KNUT OLAF KOLBE das Seenotrettungsboot BARSCH ersetzt. Es war 30 Jahre lang im Einsatz und durchgängig auf dem Fischland stationiert. Das gesamte Gespann, bestehend aus der BARSCH, ihrem Spezialtrailer und einem Unimog U2150L, ist künftig im Unimog-Museum Gaggenau zu sehen. Ab dem 28. April 2024 soll es Mittelpunkt der Sonderausstellung „Alles unter blauem Licht“ sein.
Geschichte der Station Wustrow
Die Seenotretter der Station Wustrow blicken auf eine lange Tradition zurück: Bereits 18 Jahre vor Gründung der DGzRS entstand dort 1847 die erste Seenotrettungsstation im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin. Kurz nach Gründung der DGzRS 1865 schloss sich die Station Wustrow der Gesellschaft an.
Damals waren die Seenotretter noch mit einfachen Korkwesten ausgestattet und im offenen Ruderrettungsboot unterwegs, um Schiffbrüchigen zu Hilfe zu kommen. Auch dieses Boot wurde seinerzeit über den Strand zu Wasser gebracht. Der noch heute in Betrieb befindliche Rettungsschuppen in massiver Backsteinbauweise wurde 1905 errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Wustrower Seenotretter gut vier Jahrzehnte lang unter der Flagge des staatlichen Seenotrettungsdienstes der DDR im Einsatz. 1990 übernahm die DGzRS wieder ihre angestammte Station.