06.10.2020

Neues Seenotrettungsboot der DGzRS-Station Norddeich heißt OTTO DIERSCH

Großzügige Spende zum Jubiläum 100 Jahre Diersch & Schröder ermöglicht Bau jüngster Rettungseinheit auf Nord- und Ostsee

Mit einem hellen Knall ist die Sektflasche am Bug des neuen Seenotrettungsbootes OTTO DIERSCH der Freiwilligen-Station Norddeich zerplatzt. Die jüngste Rettungseinheit der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) erhielt am Montag, 5. Oktober 2020, am Anleger der DGzRS-Zentrale in Bremen ihren Namen. Benannt ist das moderne Spezialschiff nach dem Begründer der Bremer Firmengruppe Diersch & Schröder. Das Unternehmen blickte am Tag der Taufe auf sein 100-jähriges Bestehen zurück.

Schiffstaufe des Seenotrettungsbootes OTTO DIERSCH
Der Moment der Taufe: Ingeborg Karstedt gibt SRB 78 den Namen ihres Vaters: OTTO DIERSCH.
Schiffstaufe des Seenotrettungsbootes OTTO DIERSCH
Namenswechsel: Aus SRB 78 ist die OTTO DIERSCH geworden.

Ingeborg Karstedt, die 93-jährige Tochter des Firmengründers, taufte den Neubau mit der internen Bezeichnung SRB 78 auf den Namen ihres Vaters OTTO DIERSCH. Sie wünschte „allzeit gute Fahrt und der Besatzung stets eine sichere Heimkehr“.

Ihr Sohn Bernd Karstedt, Enkel des Firmengründers, erläuterte das großzügige finanzielle Engagement seiner Familie für die Seenotretter bei der Taufe in bewegenden Worten: „Wie eine Familie erlebt auch die Besatzung eines Seenotrettungsbootes bei ihren Einsätzen große Freude und tiefes Leid. Dennoch geben die Seenotretter nie die Hoffnung auf und wissen, dass es immer wieder von neuem wichtig ist, den Einsatz zu wagen. Das imponiert uns. Diese Haltung stimmt mit den Werten unserer Familie überein.“

Zeitlebens von der Schifffahrt fasziniert

Otto Diersch (1902-1981) hatte im Alter von 18 Jahren mit seinem Mineralölhandel am 5. Oktober 1920 den Grundstein für die heutige Unternehmensgruppe gelegt. Als Bremer Jung unweit der stadtbremischen Häfen aufgewachsen, faszinierte ihn die Schifffahrt zeitlebens. Begeistert von Motoren und Maschinen, verdiente er sein erstes Geld mit dem Verkauf von Schmieröl an die im Hafen liegenden Schiffe. Mit Handkarre und Ölkanne begann er seinen Import- und Exporthandel von Mineralölprodukten für Reedereien und Industrie.

Ab den 1950er Jahren brachte Diersch & Schröder eigene Schiffe für den Transport der Mineralölprodukte in Fahrt. Heute ist das Familienunternehmen in vierter Generation eine Bremer Unternehmensgruppe mit 19 operativen Tochterfirmen im In- und Ausland und mehr als 800 Mitarbeitern in den Geschäftsbereichen Energie, Chemie und „Green Tech“.

Ein neues Seenotrettungsboot der DGzRS für den maritimen SAR-Dienst wird getauft.
Namenswechsel: Aus SRB 78 ist die OTTO DIERSCH geworden.
Die Verbundenheit der Inhaberfamilie zu den Seenotrettern war bereits bei der Kiellegung des Neubaus auf der Rostocker Werft Tamsen Maritim deutlich geworden. Bernd Karstedt hatte eine Medaille mit besonderem Familienbezug in das dafür vorgesehene Bauschott eingelegt. Sie war ein Geschenk an seine Urgroßeltern zur Goldenen Hochzeit. „Uns als Familie bedeutet es viel, dass diese Münze das Seenotrettungsboot in den Einsatz begleiten wird“, sagte Karstedt.

Die OTTO DIERSCH ist ein 10,1 Meter langes und 380 PS starkes Seenotrettungsboot der jüngsten Generation. „Sie ist ausgesprochen seetüchtig und hat ganz hervorragende Fahreigenschaften“, beschreibt der freiwillige Vormann Marcus Baar seine ersten Erfahrungen. Der Neubau ist etwas größer als sein Vorgänger. „Wir können Schiffbrüchige, Erkrankte und Verletzte jetzt noch besser transportieren und an Bord medizinisch versorgen“, betont Baar. Ende Juli hatten er und seine Freiwilligen-Crew den Neubau von Rostock nach Ostfriesland überführt.

Turnusgemäße Modernisierung der Rettungsflotte

Das neue 10,1-Meter-Seenotrettungsboot OTTO DIERSCH hat auf der Freiwilligen-Station Norddeich die 1999 gebaute WILMA SIKORSKI abgelöst. Diese 9,5 Meter lange Einheit kommt nun ohne feste Station immer dort zum Einsatz, wo andere Rettungseinheiten zum Beispiel aufgrund einer Werftzeit vertreten werden müssen.

Die Eckdaten des Neubaus:

  • Länge über Alles: 10,1 Meter • Breite über Alles: 3,61 Meter • Tiefgang: 0,96 Meter
  • Verdrängung: 8 Tonnen • Geschwindigkeit: 18 Knoten (ca. 33 km/h) • Besatzung: Freiwillige
  • Antrieb: ein Propeller, 380 PS

Wie alle Einheiten der Seenotretter sind die neuen Seenotrettungsboote als Selbstaufrichter konstruiert und vollständig aus Aluminium im bewährten Netzspantensystem gebaut. Sie zeichnen sich durch hohe Seetüchtigkeit aus. In Grundsee und Brandung besitzen sie gute See-Eigenschaften, manövrieren einwandfrei, überstehen heftige Grundstöße und sind in der Lage, dank des rundumlaufenden Fendersystems auch bei höheren Fahrtstufen und unter erschwerten Bedingungen bei Havaristen längsseits zu gehen.

Bei der Konstruktion wurden umfassende Sicherheitskriterien berücksichtigt. Die Neubauten sind mit modernster Navigationstechnik, leistungsstarken Schlepp- und Lenzgeschirren sowie einer umfangreichen Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung ausgestattet.

Lange Tradition der Seenotretter in Norddeich

Norddeich zählt zu den ältesten Stationen der Seenotretter. Bereits 1886, vor mehr als 130 Jahren, errichtete die DGzRS in der Nähe des Fährhauses einen Rettungsschuppen für ein Ruderrettungsboot. Er war bis 1930 in Betrieb. Das massive Gebäude ist bis heute erhalten und beherbergt seit mittlerweile 35 Jahren eine Ausstellung über die bewegte – und bewegende – Geschichte der Seenotretter auf Nord- und Ostsee.

Seit Wiedereinrichtung der Station 1990 sind in Norddeich moderne Seenotrettungsboote stationiert. Die OTTO DIERSCH ist nach der NORDDEICH, der CASSEN KNIGGE und der WILMA SIKORSKI die vierte Rettungseinheit. Rund 15 freiwillige Seenotretter engagieren sich heute auf der Station Norddeich ehrenamtlich für die DGzRS.

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