Die Freiwilligenstation Prerow/Wieck der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat ein neues Seenotrettungsboot erhalten. Katharina Pugmeister taufte es am Samstag, 2. Oktober 2021, auf dem Gelände der Seenotretter-Zentrale in Bremen auf den Namen PUG.

Das neue Seenotrettungsboot für die Station Prerow/Wieck schmückt die Mannschaft mit Flaggen über alle Toppen.

Seit mehr als 156 Jahren finanzieren die Seenotretter ihre Arbeit allein aus Spenden und freiwilligen Zuwendungen – dafür ist das Sammelschiffchen das Symbol.

Es sind Menschen wie Jörn Pugmeister (l.), hier im Gespräch mit dem stellvertretenden DGzRS-Vorsitzer Matthias Claussen (M.) und Vormann Jens Pagel, die mit ihrem finanziellen Engagement die Arbeit der Seenotretter erst ermöglichen.

Mit herzlichen Worten bedanken sich die freiwilligen Seenotretter wie hier Oliver Schliecker (r.) der Station Prerow/Wieck bei Jörn Pugmeister für seine überaus großzügige Spende. Seine Frau Katharina Pugmeister ist ebenso gerührt wie ihr Mann.

Manche spenden Geld, manche ihre Zeit (v. l.): So wie die Ehrenamtlichen an Land Peter von Petkewitsch, Peter Klose, Lutz Meyer, Horst Saade, Monika Klose, Werner Franke und Eberhard Klein.

Matthias Claussen eröffnete die kleine feierliche Zeremonie mit einem herzlichen Dank an den Spender.

Henrik Paersch von der Bauwerft Arctic Airboats dankt in seiner Rede für die gute Kooperation mit der DGzRS. Er konzipierte gemeinsam mit DGzRS-Inspektor Carl Göner die neue 8,9-Meter-Klasse der Seenotretter.

Der große Moment: „Ich wünsche dir und deiner Mannschaft stets eine glückliche Heimkehr ... .“ Die Sektflasche zerplatzt.

Jede Rettungseinheit der Seenotretter erhält einen Bootsstempel – aber auch einen Taufstempel, der an den besonderen Tag erinnert.

Jörn Pugmeister erinnerte sich gut: Als Elfjähriger hätte er gern ein Sammelschiffchen gehabt. Später war er zwei Jahre lang mit seinem Zweimaster „Bremer Wappen“ im Pazifischen und Indischen Ozean unterwegs.

„So ein Boot hätte ich gern auch gehabt!“ Jörn Pugmeisters Leben war voller Abenteuer. Nun drückte er den Seenotrettern seinen großen Respekt für ihren ehrenamtlichen Einsatz aus. Die Seenotretter sind sehr dankbar für sein Engagement.
„Unsere neue Rettungseinheit ist optimal für unser Revier in den rückwärtigen Boddengewässern der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst geeignet“, sagte der freiwillige Vormann Jens Pagel bei der Taufe. Das Einsatzgebiet der neun Rettungsmänner umfasst vor allem den Bodstedter Bodden, den Koppelstrom und den Prerower Strom.
„Die PUG ist mit 38 Knoten mehr als doppelt so schnell wie ihr Vorgänger, besitzt bei geklappten Motoren lediglich einen Tiefgang von 65 Zentimetern und ist ausgesprochen wendig, beste Voraussetzung für erfolgreiche Einsätze. Dank der sehr hohen Geschwindigkeit sind wir jetzt noch schneller bei den Menschen in Not. Zudem haben wir außen mehr Platz und durch die höher gezogene Bordwand einen verbesserten Eigenschutz“, lobte er das neue Seenotrettungsboot.
Ermöglicht hat den Neubau Jörn Pugmeister aus Stuttgart mit einer sehr großzügigen Spende. „Schon als Junge hatte ich eine sehr tiefe Beziehung zur See, erwachsen durch Romane und meinen Vater. Er war Marineangehöriger“, erinnert sich der weitgereiste 81-Jährige. Zu den Seenotrettern entwickelte er in dieser Zeit „eine große Zuneigung“ – sie sind für ihn „tapfere und hilfsbereite Menschen“. Die logische Folge ist sein finanzielles Engagement.
Traum mit zwei Masten
Obwohl Jörn Pugmeister im Erwachsenenalter als Motorsportjournalist, Pressechef bei Porsche und begeisterter Rallye-Fahrer eher auf vier Rädern als auf einem Kiel unterwegs war, ließ den ausgebildeten Taucher die Liebe zur See nie los. Und mit 51 Jahren erfüllte er sich einen Traum: Mit dem Zweimaster „Bremer Wappen“ war er zwei Jahre lang als Alleinsegler im Pazifischen und Indischen Ozean unterwegs. Während der überaus erlebnisreichen Reise beeindruckte ihn auch die Funkkameradschaft unter den Seglern, die ihn auf Kurzwelle stets mit seinem selbst gewählten Rufnamen Papa Uniform Golf „PUG“ riefen. Dieser lebt jetzt in dem neuen Seenotrettungsboot der Freiwilligen-Station Prerow/Wieck weiter.
Der neuen Rettungseinheit gab Katharina Pugmeister auf dem Gelände der DGzRS-Zentrale in Bremen mit den Worten „Ich taufe dich auf den Namen PUG und wünsche dir und deiner Besatzung allzeit gute Fahrt und stets eine sichere Heimkehr“ ihren endgültigen Namen. Die PUG entstand auf der finnischen Spezialwerft Arctic Airboats in enger Entwicklungszusammenarbeit mit den Seenotrettern. Sie ist die fünfte Einheit der 8,9-Meter-Klasse der DGzRS. Das aus sehr robustem Polyethylen bestehende Vollkunststoffboot ist äußerst wartungsarm und verfügt über zwei 200-PS-Außenbordmotoren. Es löst das Seenotrettungsboot STRALSUND der 8,5-Meter-Klasse ab. Die 1994 gebaute Einheit bleibt im Rettungsdienst tätig: Die DGzRS hat das Boot an die Freiwillige Feuerwehr Glückstadt verkauft, die sie zukünftig auf der Elbe einsetzen wird.
„Über Jörn Pugmeisters großzügige Spende sind wir außerordentlich dankbar. Denn diese versetzt uns in die Lage, unsere Freiwilligen der Station Prerow/Wieck mit einem modernen Neubau auszurüsten und ihnen damit bestmögliche Aussicht auf Erfolg ihrer mitunter auch gefahrvollen Einsätze zu geben“, sagte Matthias Claussen, stellvertretender ehrenamtlicher Vorsitzer der DGzRS, anlässlich der Taufe.
Geschichte der Station Prerow/Wieck
Prerow gehört zu den ältesten deutschen Seenotrettungsstationen. Die DGzRS unterhält die Station bereits seit 1868. Heute umfasst das Revier der neun freiwilligen Seenotretter um Vormann Jens Pagel mit Liegeplatz im Hafen von Wieck boddenseitig vor allem den Bodstedter Bodden, den Koppelstrom und den Prerower Strom. Es ist bei Wassersportlern ein beliebtes Seegebiet, auf dem aber auch viele Fahrgastschiffe unterwegs sind. Zudem unterstützen die dortigen Seenotretter gegebenenfalls ihre Kollegen der Station Wustrow im Saaler Bodden. Die PUG wird ihren Liegeplatz am Wasserwanderrastplatz Wieck an der Boddenseite der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst haben. Vom historischen Stationsgebäude in Prerow an der Seeseite der Halbinsel zum Seenotrettungsboot fahren die Rettungsmänner mit einem neuen, im Sommer in Dienst gestellten SAR-Fahrzeug.