Gruppenbild vor der FELIX SAND: (v.l.) Vormann Markus Davids, Tochterboot-Taufpatin Nele Erdmann, DGzRS-Botschafter und Cartoonist Wolf-Rüdiger Marunde, DGzRS-Justiziarin und Seenotrettungskreuzer-Taufpatin Andrea Vogt sowie Ingo Kramer, ehrenamtlicher stellvertretender Vorsitzer der DGzRS.
Foto: Jörg Sarbach
Der neue Seenotrettungskreuzer der Station Grömitz und sein Tochterboot haben am Samstag, 28. August 2021, die Namen FELIX SAND und SAPHIR erhalten.
Damit würdigt die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) Dr. Felix Sand (1937-2018), der seinen Nachlass dafür bestimmt hatte, einen neuen Seenotrettungskreuzer zu bauen.
Die Seenotretter an der Lübecker Bucht verfügen über eine hochmoderne Rettungseinheit: Rund 28 Meter lang, fast 4.000 PS stark und 24 Knoten schnell – dies sind einige der markanten technischen Daten des Spezialschiffes.
Die FELIX SAND und ihr Tochterboot entstanden auf der Werft Fr. Fassmer in Berne/Unterweser. Nach rund anderthalbjähriger Bauzeit wurden sie Ende Januar 2021 unter den internen Bezeichnungen SK 41 und TB 45 abgeliefert. Seither hat der Neubau auf der Station Grömitz bereits zahlreiche Einsätze gefahren. Erst vor knapp zwei Wochen retteten die Seenotretter mit SK 41 eine sechsköpfige Familie, darunter zwei kleine Kinder, aus akuter Seenot.
Mit den Worten „Ich taufe Dich auf den Namen FELIX SAND und wünsche Dir und Deiner Besatzung allzeit gute Fahrt und stets eine sichere Heimkehr“, taufte DGzRS-Justiziarin Andrea Vogt den neuen Seenotrettungskreuzer. Nele Erdmann, Tochter des 3. Maschinisten Volker Erdmann, taufte anschließend das Tochterboot SAPHIR.
Dr. Felix Sand war den Seenotrettern auf Nord- und Ostsee lange Jahre verbunden. Der promovierte Diplom-Kaufmann, geboren 1937 in Essen, begegnete ihnen auch beim Segeln mit seiner Yacht „Saphir“, deren Namen nun das Tochterboot des neuen Seenotrettungskreuzers trägt.
„Außerordentlich dankbar für großen Vertrauensbeweis“
Der stellvertretende ehrenamtliche Vorsitzer der Seenotretter, Ingo Kramer, betonte anlässlich der Taufe im Grömitzer Yachthafen, die namhafte Erbschaft habe den überwiegenden Teil der Kosten des Neubaus gedeckt. „Dies ist ein großer Vertrauensbeweis, für den wir außerordentlich dankbar sind.“ Zudem haben viele Einzelpersonen ihre Verbundenheit mit den Seenotrettern durch weitere außergewöhnliche Spenden für SK 41 zum Ausdruck gebracht. Ihre Namen fahren an Bord der FELIX SAND auf einer Danktafel bei jedem Einsatz mit.
Bedingt durch die Coronavirus-Pandemie und die geltenden Infektionsschutzmaßnahmen musste die Taufe im Yachthafen Grömitz in einem nicht frei zugänglichen Areal stattfinden. Einladen konnte die DGzRS lediglich den engen Personenkreis, der den Bau des neuen Seenotrettungskreuzers maßgeblich unterstützt hat, und die Seenotretter der Nachbarstationen.
Gebaut für Einsätze unter extremen Bedingungen
Die FELIX SAND ist der fünfte 28-Meter-Seenotrettungskreuzer und der zweite dieses Typs, der an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste stationiert wird. Einsatzgebiete dieser besonders leistungsfähigen Spezialschiffe sind das Küstenvorfeld ebenso wie die hohe See – bei jedem Wetter und auch unter extremen Bedingungen. Wie alle Rettungseinheiten der DGzRS werden sie vollständig aus Aluminium im bewährten Netzspantensystem als Selbstaufrichter gebaut.
Zwei je 1.440 kW/1.958 PS starke Maschinen beschleunigen den 120 Tonnen verdrängenden neuen Seenotrettungskreuzer auf bis zu 24 Knoten (ca. 46 km/h). Gefahren wird er von einer vierköpfigen Besatzung. Besondere Merkmale sind eine umfassende Ausrüstung zur medizinischen Erstversorgung an Bord, eine Feuerlöschpumpe mit ferngelenktem Monitor zur Bekämpfung von Bränden auf See und die Fähigkeit, sich im Falle des Durchkenterns innerhalb weniger Sekunden wieder aufzurichten. In der für Seenotrettungskreuzer typischen Heckwanne führen die 28-Meter-Einheiten jeweils ein gut acht Meter langes Tochterboot mit sich, das auf See unabhängig vom Mutterschiff agieren kann.
HANS HACKMACK künftig Springer
Die bisher in Grömitz stationierte HANS HACKMACK mit Tochterboot EMMI befindet sich derzeit zur turnusgemäßen Generalüberholung in der hauseigenen Werft der Seenotretter in Bremen. Sie kommt künftig als Seenotrettungskreuzer ohne feste Station immer dort zum Einsatz, wo andere Rettungseinheiten vertreten werden müssen, zum Beispiel während einer Werftzeit.
Grömitz gehört zu den traditionsreichen Stationen der Seenotretter. Gegründet wurde sie bereits 1912. Heute sind dort neun Festangestellte und rund zwölf Freiwillige um Vormann Markus Davids im Einsatz. Strategisch ist die Station von besonderer Bedeutung, da in unmittelbarer Nähe die Route der großen Fähren Richtung Skandinavien vorbeiführt. Zudem gehört die Lübecker Bucht zu den beliebtesten deutschen Segel- und Wassersportrevieren, allein in Grömitz selbst liegen zahlreiche Segel- und Motoryachten in einer der größten Marinas der Ostsee. Das Einsatzspektrum der Grömitzer Seenotretter umfasst alle denkbaren Notfälle auf See.