Mario Lange (55) ist neuer Vormann der Station Warnemünde. Er hat das Amt von Karsten Waßner (62) übernommen, der nach insgesamt rund 33 Jahren bei den Seenotrettern – davon allein 14 Jahre als Stationsleiter – in den Ruhestand gegangen ist. Damit steht ein gelernter Fischer der Station der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) an der Warnow vor.
Mario Lange (l.) ist neuer Vormann der Station Warnemünde. Er hat das Amt von Karsten Waßner übernommen, der nach fast 33 Jahren als Seenotretter in den Ruhestand gegangen ist.
Karsten Waßner war immer ausgesprochen gern an Bord der Seenotrettungskreuzer am exponierten Liegeplatz unterhalb des Leuchtturms an der bei Touristen beliebten Promenade am Alten Strom: „Wir sind eine wunderbare Crew, und ich habe von allen Seiten viel Dankbarkeit erfahren. Ich durfte Teil einer großartigen Gemeinschaft sein, die Menschen in Not Hilfe bringt und deshalb immer gern gesehen ist, sehnsüchtig erwartet und erleichtert empfangen wird. Das hat sich für mich immer sehr gut angefühlt“, nennt er die wichtigsten Gründe für seine tiefe Verbundenheit mit seiner Arbeit als Seenotretter. Trotz allem freut er sich auf seinen Ruhestand, auf mehr Zeit für seine Frau, Familie und Hobbys.
In seiner Heimatstadt Wittenberge schaut Karsten Waßner als Kind sehnsüchtig den Elbkähnen hinterher. Er möchte selbst auf Schiffen die Welt entdecken. Das Seemannshandwerk lernt er in der DDR bei der Deutschen Seereederei (DSR). Als Matrose landet er in der Türkei und Sowjetunion, auf Kuba und in England an – dort kauft er Mitte der 1970er Jahre auch seine erste Schallplatte: Bob Marley & The Wailers „Live At The Lyceum“, deren entspannter Reggae bis heute immer mal wieder durch sein Wohnzimmer schallt.
Nach seiner Lehrzeit wechselt Karsten Waßner zur Volksmarine – auch weil er nicht mehr monatelang von seiner damaligen Frau getrennt sein möchte. Kurz vor der Wende geht er an Land, ist für einige Monate im Seefahrtsamt in Rostock als Oberinspektor für die staatlich organisierte Seenotrettung zuständig. Nach der Wiedervereinigung ist er erst maßgeblich an der Reintegration der DDR-Stationen in die DGzRS beteiligt, bevor er in Warnemünde als Seenotretter an Bord geht. „Das habe ich bis heute nicht bereut, es ist einfach eine sehr besondere Arbeit“, sagt er.
Mit Freude dabei
Genauso wie sein Vorgänger Karsten Waßner ist Mario Lange mit „Herz und Seele“ Seenotretter – Tag und Nacht. Der gelernte Fischer übernimmt eine Station im Umbruch: Langjährige Rettungsleute gehen in den Ruhestand und übergeben ihr reichhaltiges Wissen über Revier, den Seenotrettungskreuzer ARKONA und besondere Handgriffe an jüngere Kollegen weiter, die neue Impulse geben. „Es macht mir Spaß, mit den Kollegen zu arbeiten, wir passen hervorragend zusammen und können uns hundertprozentig aufeinander verlassen“, sagt der 55-Jährige.
Mario Lange wird 1967 in Kirchdorf auf der Insel Poel in eine Fischerfamilie hineingeboren. Früh setzt er von seinem Angelkahn im Kirchsee – einem Teil der Wismarer Bucht – Kastenreusen aus, hilft den Fischern im Hafen beim Flicken der Netze, Anlanden der Fänge und Klarschiffmachen. Er will genauso wie sein Vater, Großvater und Urgroßvater dem „Gold der Meere“ hinterherjagen – das ist sein großer Traum.
Bei der Fischereigenossenschaft in Wismar geht Mario Lange in die Lehre, steht als Decksmann auf den Kuttern und macht sein nautisches Patent. Als er nach der Wiedervereinigung seine Arbeit verliert, schult er zum Gas- und Wasserinstallateur um. Doch die See lässt ihn nicht los: Mitte der 1990er Jahre bewirbt er sich bei der DGzRS und wird 1997 Seenotretter in Warnemünde. Seit mehr als 25 Jahren ist er für in Not geratene Seeleute und Wassersportler im Einsatz. Trotz der langen Zeit freut er sich nach wie vor auf die ARKONA, wenn er aus dem Freitörn kommt. Sie ist sein zweites Zuhause, und die Kollegen sind seine zweite Familie.