Maschinenschlosser Armin Rohde (2. v. l.) nimmt vor der Seenotretter-Werft von Jan-Henning Tiedke (M.) ein Sammelschiffchen entgegen. Mit dabei sind Teamleiter Stefan Rosenbrock (l.) sowie die Serienanlaufingenieure Erhard Schulz (2. v. r.) und Andreas Boiken.
„Was ich auf See gelernt habe, ist Demut vor der Natur und Teamgeist“, sagt Jan-Henning Tiedke. Mitte der 1980er erlebt der heute 62-Jährige im Atlantik bei einer Fahrt durch einen Hurricane-Ausläufer hautnah, welche Kraft das Meer entwickeln kann: „Die Brecher zerdrückten einzelne Container wie Spielzeug.“ Die Bilder davon hat die Zeit nicht verblassen lassen, sie sind in seinem Kopf nach wie vor in bester Brillanz vorhanden.
Es sind prägende Jahre, die der gelernte Motoren-Instandsetzer an Bord von Feederschiffen auf den Weltmeeren verbringt. Doch die Schifffahrt ändert sich, Jan-Henning Tiedke fühlt sich dort zunehmend unwohl. Er geht wieder an Land, verdient sein Geld zunächst als Mechaniker bei einem Tourenwagen-Rennstall, später als Hafenfacharbeiter bei einem Bremer Logistik-Unternehmen. Als seine Frau und er das zweite Kind erwarten, wechselt er den Job: „Ich dachte: ‚Bei Mercedes kannst du alt werden.‘“ Dort arbeitet er sich hoch: Am Bremer Standort wird er einer der wenigen „Ingenieure ohne Studium“. Mit seinen Kollegen der Entwicklungsabteilung bereitet er die neuen Modelle des Autoherstellers für die Serienproduktion vor. Das passt perfekt zu dem Schrauber und Tüftler.
Aufgewachsen ist Jan-Henning Tiedke in Bremen, nicht weit von der DGzRS-Zentrale entfernt. „Meine Mutter musste mit mir regelmäßig dorthin: Schiffe gucken“, sagt er und schmunzelt. Der Sohn eines Schiffsingenieurs und Enkel eines Kapitäns ist fasziniert von der Technik der Flotte, und ihn imponiert der Mut der Rettungsleute – bis heute. Deshalb muss er nicht lange überlegen, als die Kollegen bei Mercedes-Benz ihn Anfang 2023 fragen, was er sich von ihnen zu seinem beruflichen Abschied Ende Mai wünscht. „Eine Spende für die Seenotretter!“, antwortet er.
Mit einem ausschließlich mit Geldscheinen beladenen Sammelschiffchen steht Jan-Henning Tiedke schließlich am 12. Juni vor dem geöffneten Rolltor der DGzRS-Werft. Er schaut auf das Unterwasserschiff eines frisch gestrichenen Seenotrettungsbootes und hört Maschinenschlosser Armin Rohde aufmerksam zu. Der Werftmitarbeiter erläutert, was das Besondere an dem aufgebrachten Anstrich ist: Dieser ist weich, damit sich keine Organismen ansiedeln, der Strömungswiderstand der Außenhaut möglichst gleichbleibt und das Seenotrettungsboot seine Höchstgeschwindigkeit erreicht. Dazu tragen jetzt auch die im Laderaum des Sammelschiffchens befindlichen 310 Euro bei, freut sich Jan-Henning Tiedke.
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