Schimpfen für die Seenotretter

Udo Matthies’ Grundschullehrer Hermann Laicher hat ein großes Herz für die Seenotretter gehabt. Deshalb kassierte er von seinen Schülern fünf oder gar zehn Pfennig, wenn ein Schimpfwort in seiner Klasse an der Wartbergschule in Heilbronn fiel. Waren zehn Mark erreicht, überwies er das Geld an die DGzRS. Dieses große Engagement vor mehr als 60 Jahren hat bei Udo Matthies bleibenden Eindruck hinterlassen.

Ein Mann sitzt auf einem Stuhl und hält einen Seenotretter-Becher in der Hand.

Udo Matthies in seiner maritimen Ecke mit Seenotretter-Becher in der Hand

„Ich identifiziere mich mit den Seenotrettern“, sagt der inzwischen 74-jährige Udo Matthies. Deshalb spendet er regelmäßig einen kleinen Beitrag und hat zwei DGzRS-Aufkleber an seinem Auto. Zudem zeigt er seinen Gästen gern die mehr als 30 Jahre alte Zettelbox mit Hansekreuzflagge in der maritim gestalteten Ecke seines Wintergartens – den er liebevoll „Sommerküche“ nennt. Dort trinkt er mit Blick auf die Natur seinen Kaffee am liebsten aus seinem Seenotretter-Becher. Dieser ist zwar bereits einige Male zu Bruch gegangen, doch starker Sekundenkleber hält das unersetzliche Stück immer wieder zusammen. Begonnen hat alles in seiner Grundschulzeit vor mehr als 60 Jahren: „Wenn unser Lehrer Hermann Laicher mal wieder in seiner herzerfrischenden Art aus seinem Leben berichtete, hörten wir fasziniert und mucksmäuschenstill zu, auch wenn er uns von den Seenotrettern vorschwärmte“, erinnert sich Udo Matthies an den begnadeten Geschichtenerzähler. „Mich hat damals die Selbstlosigkeit der Rettungsleute tief beeindruckt. Sie scheuen das Risiko nicht, stürzen sich selbst bei Sturm und Unwetter verwegen in die aufgewühlte See, um mutig anderen in Not zu helfen.“

Mit diesen Bildern im Kopf und dem machtvollen Fernweh eines schwäbische Jung verpflichtet sich Udo Matthies Mitte der 1960er Jahre bei der Marine. Er kommt rum: Mit der Fregatte „Emden“ legt der Matrose und spätere Obermaat unter anderem in Häfen Brasiliens, Argentiniens, Norwegens und Schwedens an. Später segelt er privat regelmäßig kreuz und quer über das IJsselmeer. Nach vier Jahren geht er wieder an Land, „weil die holde Weiblichkeit“ ihn lockt, wie er es ausdrückt. Er schult um, wird Masseur und medizinischer Bademeister. In seiner Praxis im nordwestlich von Heilbronn gelegenen Bad Rappenau steht selbstverständlich ein Sammelschiffchen der Seenotretter, „direkt an der Kasse – damit ordentlich was reinkommt“, sagt er.

Bis 1986 muss der Vorsitzende der Marinekameradschaft Heilbronn, in der auch Udo Matthies seit 1972 aktiv ist, regelmäßig das Sammelschiffchen leeren. Dann gibt der Masseur seinen Heilberuf auf und fängt in Ludwigshafen bei einem großen Chemieunternehmen an. Dort bleibt er bis zu seinem Ruhestand. Heute lebt er mit seiner Lebensgefährtin nordwestlich von Mannheim im rheinland-pfälzischen Grünstadt, eine gute Autostunde von Heilbronn entfernt. Dort sitzt er oft in der „Sommerküche“ und schmökert sich durch das interessante Jahrbuch der DGzRS – dabei trinkt er ab und an einen Schluck vom frisch aufgebrühten Kaffee aus seinem geliebten Seenotretter-Becher.

„Mich hat damals die Selbstlosigkeit der Rettungsleute tief beeindruckt.“

Udo Matthies, Förderer


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