Ganz wohl ist Herta Bodenburg nicht dabei, dass ihre Enkelin Laura Pape gemeinsam mit ihrem Freund Arne Weidtke mit einer Yacht um die Welt segeln will: „Aber wenn es doch ihr Traum ist“, schiebt die 84-Jährige gleich hinterher. Ihre Worte klingen hin- und hergerissen: Einerseits ist sie stolz auf die beiden, andererseits hat sie verständlicherweise Angst, dass ihnen bei ihrer Reise etwas zustoßen könnte. Trotz aller Furcht hat sie gemeinsam mit ihrem Mann von Anfang an die Zukunftspläne ihrer Enkelin unterstützt.
Als ihr Mann im vergangenen Herbst stirbt, möchte Herta Bodenburg etwas Gutes tun und einer Organisation ein wenig Geld spenden. Sie fragt ihre Enkelin um Rat: „Sie hat mir den Tipp mit den Seenotrettern gegeben. Ich fand das sofort eine ausgezeichnete Idee, bei ihnen ist das Geld sehr gut aufgehoben.“ Für Laura Pape konnte es allein schon wegen ihres großen Vorhabens nur diese eine Empfehlung geben: „Mein Freund sagt immer: ‚Die Seenotretter zu unterstützen, ist die beste Versicherung, die wir Segler haben können, sollten wir eines Tages mal in Seenot geraten.‘“
Die Keimzelle für ihre gemeinsame Idee einer Weltumsegelung liegt in Arne Weidtkes Kindheit: Sein Opa ist Fischer und sein Vater war Marinesoldat. Schon früh verliebt er sich in die See, taucht bald mit Neoprenanzug und Druckluftflasche in sie hinein. Als Erwachsener macht er den Segelschein, nach der ersten Stunde ist seine Freundin Laura Pape auch dabei. „Wir sind beide Wassermenschen. Dort sind wir mehr als glücklich, fühlen uns sehr wohl“, sagt die 29-Jährige. Die ersten gemeinsamen Törns verstärken die Seesucht der Hannoveraner. Langsam reift in ihnen ein Gedanke heran: Sie wollen mit einer Segelyacht die Weltmeere entdecken, nicht ein paar Monate, sondern sogar ihr Leben lang.
Jetzt leben
Im März des vergangenen Jahres kaufen sie eine Stahlketsch – ihr großer Wunsch wird konkreter. Laura Pape und Arne Weidtke bauen den Zweimaster um, machen ihn fit für eine weltumspannende Seereise. Sie nehmen an Seminaren von Trans-Ocean teil, einem Netzwerk von und für Hochseesegler, lesen sich durch Segelliteratur und brechen immer wieder zu kürzeren Törns auf. Freunde und Verwandte bestärken sie: „‚Macht es jetzt und nicht später‘, hören wir immer wieder“, erzählt Arne Weidtke. Zwei Schicksalsschläge geben schließlich den Ausschlag: „Mein Vater ist kürzlich leider mit 55 Jahren plötzlich gestorben. Das war und ist eine sehr schmerzhafte Erfahrung. Er hatte noch so viele Pläne. Da ist mir noch einmal sehr bewusst geworden, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Ich habe mir gesagt: ‚Wir sollten nicht bis zur Rente warten, sondern unseren Traum jetzt leben‘“, sagt Laura Pape.
Noch liegt die „Moana“ fest vertäut im Hafen von Leer, fast direkt neben der weitaus bekannteren „Freydis“ – mit ihr hat das fast schon legendäre Ehepaar Heide und Erich Wilts die Welt umsegelt. Spätestens im kommenden Jahr soll es losgehen, „erst ins Mittelmeer“, sagt Laura Pape, „und dann mal sehen“, ergänzt Arne Weidtke. Und wenn sie abgelegt haben, wird in Garbsen bei Hannover Herta Bodenburg hoffen, dass die beiden immer glücklich heimkehren werden.