Lucy spielt seit Mai 2020 Geige – bei Straßenkonzerten im September auch zugunsten der Seenotretter.
Geigentöne wehen herüber, die Melodie ist schnell erkannt: Es ist das Titelthema aus den Harry-Potter-Kinofilmen. Der Blick schweift zur gegenüberliegenden Seite einer Straße im Bremer Stadtteil „Steintor“. Dort steht ein Mädchen mit einer Violine in der Hand. Interessiert wechseln Neugierige die Straßenseite, schauen auf die junge Musikerin. Sie hat ihre Augen leicht geschlossen und führt den Bogen mit sanftem Druck über die Saiten. Vor ihr steht ein Notenständer und ein mit blauem Samt ausgekleideter Geigenkasten. Darin liegt ein selbst gebasteltes Sammelschiffchen mit dem Aufruf: „Spende für die Seenotretter – Danke!“ Ein kurzes Gespräch entwickelt sich. Das Mädchen sagt, es heiße Lucy und sammle für die Seenotretter. Ihre Mutter Sabine, die selbst bei der DGzRS arbeitet, habe ihr viel von deren gefährlichen Einsätzen erzählt: „Das hat mich echt beeindruckt.“ Ein paar Eurostücke fallen in den Geigenkasten. „Du bist ganz schön mutig“, sagt ein Passant, wünscht weiterhin viel Glück und setzt anerkennend nickend seinen Weg fort.
Begonnen hat alles im vergangenen Jahr, als die neunjährige Grundschülerin sich erstmals mit ihrer Geige auf den Bürgersteig stellte, um mit Straßensolokonzerten ihr Taschengeld aufzubessern. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht“, sagt sie. Vor allem weil viele der vorbeigehenden Frauen und Männer ein paar Münzen und lobende Worte zurückließen. „Einmal hat sogar ein Autofahrer angehalten, Geld in den Geigenkasten geworfen und ist laut hupend weitergefahren.“ Irgendwann möchte Lucy nicht mehr nur für sich, sondern auch für andere Geld einspielen – im September tritt sie mehrmals zugunsten der DGzRS auf und möchte 100 Euro für sie sammeln. „Ich finde es ganz toll, dass die Seenotretter Leben retten“, sagt sie.
Bald wird klar: Allein im September 100 Euro zu erspielen, ist ein sehr ambitioniertes Ziel. Deshalb fließen auch ein paar Euros aus ihrem Taschengeld in die Spende. Besonders freut es Lucy Preiß, mit ihrer Aktion ihren Onkel Alexander Blickle in Stuttgart animiert zu haben, ebenfalls mitzumachen. Er verspricht: „Wenn du dein Spendenziel erreichst, gebe ich 100 Euro dazu“. Als es dann so weit ist, ist er sehr stolz auf seine Nichte und verdoppelt spontan die Summe.